Der Terror geht weiter

Während sich die Hamas über Geld aus Russland und Iran freut, sprengt sich in Tel Aviv ein Selbstmordattentäter in die Luft und reißt mindestens acht Menschen mit in den Tod

JERUSALEM taz ■ Zum zweiten Mal seit Januar wurde das Fast-Food-Restaurant „Rosh HaIr“, das unmittelbar am alten Tel Aviver Busbahnhof liegt, gestern Schauplatz eines blutigen Selbstmordattentats. Trotz der erhöhten Alarmbereitschaft der Polizei während der jüdischen Pessach-Woche und trotz der Einreisesperre für Palästinenser gelang es dem Attentäter, vermutlich über Jerusalem nach Tel Aviv zu gelangen, wo er acht Menschen mit in den Tod riss, als er den Sprengsatz zündete.

Mehr als 30 Vorwarnungen hatten die Sicherheitsdienste gestern Vormittag vorliegen, keiner davon deutete jedoch konkret auf den Anschlagsort. Die Fatah-nahen Al-Aksa-Brigaden und der Islamische Dschihad übernahmen die Verantwortung für das Attentat. Die islamistische Bewegung hatte wiederholt angekündigt, den Terror fortzusetzen, nicht zuletzt um die Exekutionen mehrere militanter Führer, die in den vergangenen Wochen Opfer von israelischen Luftangriffen wurden, zu rächen.

Der Anschlag ereignete sich kaum drei Stunden vor einer Sondersitzung der Knesset, in deren Verlauf die neuen Parlamentarier vereidigt wurden. „Wir werden wissen, wie zu reagieren ist“, kommentierte der sichtlich erschütterte Regierungschef Ehud Olmert, der noch im Laufe des Tages Sicherheitsberatungen einberief.

Obwohl die palästinensische Regierung einen Waffenstillstand in Aussicht gestellt hatte, sagte ein Hamas-Sprecher: „Der Anschlag ist die natürliche Konsequenz der Aggressionen Israels.“ Mit der Besetzung der Palästinensergebiete trage Israel die Verantwortung für die gegenwärtige Situation. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas verurteilte den Anschlag, der die Interessen des palästinensischen Volkes verletze.

Unterdessen zeichnet sich eine Teillösung für die finanzielle Misere der Palästinenser ab. Neben Iran hat auch Katar 50 Millionen Dollar an Finanzhilfe zugesagt, und der syrische Vizepräsident Faruk al-Shara plant, eine Spendenkampagne ins Leben zu rufen. Diese neuen Geberländer treten mit Russland an die Stelle der USA und der EU, die die Direkthilfe nach Formierung der Hamas-Regierung auf zunächst unbestimmte Zeit eingestellt haben. Die Hamas-Führung hatte die bereits vor zwei Monaten von Teheran angekündigte Zahlung nur unter der Voraussetzung annehmen wollen, dass sie nicht an Bedingungen geknüpft ist.

In den vergangenen Tagen hat sich die Lage indes so zugespitzt, dass selbst Angehörigen der Palästinensischen Autonomiebehörde keine Kredite mehr bewilligt wurden. Mit den angekündigten Zahlungen aus dem Iran und Katar kann ein Teil der Gehälter gedeckt werden. Hamas-Chef Chaled Maschaal hatte erklärt, dass allein 115 Millionen Dollar monatlich für Angestelltengehälter nötig wären.

Während die USA und Europa eine weitere Unterstützung an die Bedingung knüpften, dass die palästinensische Regierung den Staat Israel anerkenne und der Gewalt absage, machte sich Russland auf einen Alleingang. „Die Hamas sollte Israel anerkennen“, meinte zwar auch der russische Außenminister Sergei Lawrow, dennoch sei es entscheidend, mit der „demokratisch gewählten Führung zusammenzuarbeiten“. SUSANNE KNAUL