Die Region setzt auf ihre Partnerstädte

Nach der Entscheidung für Essen und das Ruhrgebiet beginnt dort bereits die Arbeit für das Kulturjahr 2010

„Eine wahnsinnige Dichte an Festivals in einem der größten Ballungsräume Europas“

ESSEN taz ■ Die edel grauen Anzüge kommen im Ruhrgebiet wieder in den Spind. Nach der sektseligen Euphorie, 2010 eine europäische Kulturhauptstadt zu sein, beginnt heute bereits die Arbeit. Da kommen zuerst die Gespräche mit den Geldgebern. Großsponsoren wie Ruhrkohle AG oder der Stromversorger RWE, aber auch die Landesregierung von NRW und der Regionalverband Ruhr (RVR), in dem alle 53 Kommunen der Region organisiert sind. Sie wollen Aufmerksamkeit – und Partizipation. „Doch Essen und das Ruhrgebiet setzen zuerst auf ihre europäischen Partnerstädte“, sagt Oliver Scheytt (SPD). Essens Kulturdezernent war der Motor der geglückten Bewerbung.

Unter dem Motto „TWINS 2010“ soll dabei das kulturelle Potenzial von über 150 Städtepartnerschaften genutzt werden. Im August 2007 wird nun ein europäisches Kick-off-Meeting im Ruhrgebiet stattfinden, in dem die kulturellen Projektpläne für die kommenden Jahre ausjuriert werden. „Das muss als Erstes vorbereitet werden“, so Scheytt. Immerhin seien hunderte von Ideen eingereicht worden. Die besten davon würden aus dem 48-Millionen-Euro-Budget der künftigen Kulturhauptstadt mit 2,5 Millionen Euro gefördert.

Auch im Ruhrgebiet selbst stehen bereits viele der Kulturschaffenden in den Startlöchern. Sie haben in den vergangenen Monaten Vorschläge gemacht, warum ihr Projekt nun gefördert werden soll. Da soll auf dem Essener Baldeneysee eine Kunstausstellung auf Inseln stattfinden, die nur mit dem Boot zu besichtigen ist. Oder es wurden gleich gemeinsame künstlerische Projekte mit der ungarischen Stadt Pécs als Vertreterin der neuen EU-Staaten eingereicht. „Das müssen wir jetzt alles sichten und neu bewerten“, sagt Scheytt. Er wirbt noch einmal mit der „wahnsinnigen Dichte an Festivals in einem der größten Ballungsräume Europas“: RuhrTriennale, Ruhrfestspiele, Klavierfestival Ruhr, aber auch die Weltausstellung „Entry 2006“ für Design auf der Weltkulturerbe-Zeche Zollverein in Essen. Das alles fände auch ohne die gestern errungene Auszeichnung statt. „Wer jetzt schon wissen will, wie es bei der Kulturhauptstadt 2010 zugehen wird, der muss einfach ins Ruhrgebiet kommen“, sagt Oliver Scheytt. PETER ORTMANN