Osteuropa kauft gern deutsch

Hitliste der Handelspartner zeigt: Deutschland profitiert von der EU-Osterweiterung

BERLIN taz ■ Deutschland profitiert sehr stark von der EU-Osterweiterung. Dies geht aus den Außenhandelsdaten hervor, die das Statistische Bundesamt gestern veröffentlichte. So stiegen die Exporte nach Polen im letzten Jahr im Vergleich zu 2004 um 16,7 Prozent. In kein anderes Land konnte Deutschland seine Ausfuhren derart anheben. Umgekehrt profitierten die Polen jedoch nicht so stark von den Handelsbeziehungen mit ihrem westlichen Nachbarn: Deutschland importierte 2005 nur 0,7 Prozent mehr Waren aus Polen.

Damit zeigt sich erneut, dass alle Befürchtungen unbegründet sind, die deutsche Konkurrenzfähigkeit könne durch die EU-Osterweiterung leiden. Stattdessen hat sich für die Bundesrepublik ein neuer Markt erschlossen. Denn auch nach Tschechien und Ungarn legten die deutschen Ausfuhren 2005 kräftig zu – um 6,1 und 6,0 Prozent.

Damit entwickeln sich die Exporte nach Osteuropa sehr viel dynamischer als etwa nach China, das lange als Zukunftsmarkt galt. Im letzten Jahr konnte Deutschland nur 1,4 Prozent mehr Waren dorthin ausführen. Konsequenz: Polen ist inzwischen für den deutschen Export wichtiger als China.

Das passt ins generelle Bild: Europa ist der Hauptmarkt für deutsche Waren. Von den 15 wichtigsten Handelspartnern gehören 10 der Europäischen Union an. Frankreich ist der unangefochtene Hauptabnehmer, mehr als ein Zehntel aller deutschen Exporte gehen dorthin. Es folgen die USA, Großbritannien, Italien, die Niederlande, Belgien, Österreich, Spanien und die Schweiz. Polen ist inzwischen auf Platz 10 aufgestiegen, danach kommen China, Tschechien, Russland, Schweden und Ungarn. Insgesamt legten die deutschen Ausfuhren 2005 um 7,5 Prozent zu.

Die deutschen Importe stiegen sogar um 8,7 Prozent. Dabei fallen zwei Posten auf. Erstens: Die Einfuhren aus Russland nahmen um exorbitante 32,4 Prozent zu. Dahinter verbergen sich die stark gestiegenen Preise für Gas und Öl. Allerdings zeigt die Statistik auch, dass die Russen einen Großteil ihrer Einnahmen umgehend wieder in der Bundesrepublik ausgaben: Die deutschen Ausfuhren nach Russland stiegen um 15,3 Prozent.

Zweitens: Auch die deutschen Importe aus China wuchsen 2005 rasant – um 21,6 Prozent. Das Land ist nun der viertwichtigste Lieferant für Deutschland. Nur Frankreich, die USA und Großbritannien verkaufen noch mehr Waren in der Bundesrepublik .

Insgesamt verzeichnete Deutschland auch 2005 wieder einen deutlichen Handelsüberschuss – obwohl der hohe Eurokurs die Waren verteuerte. Insgesamt exportierte Deutschland Güter für 786,2 Milliarden Euro. Die Importe beliefen sich nur auf 625,6 Milliarden Euro.

ULRIKE HERRMANN