Bruderduell der Musterprofis

Es menschelt wieder in der Bundesliga. Das Duell zwischen dem FC Schalke 04 und Bayern München tritt angesichts des Wiedersehens der Boateng-Brüder auf dem Rasen in den Hintergrund. Die Pressevertreter wollen es ganz genau wissen. Am Freitag erfährt man, haben Kevin-Prince und Jérôme noch einmal telefoniert, so wie sie das jeden Tag machen. Am Samstag sagen sie sich im Stadion kurz Hallo – dann ruht die Brüderschaft bis zum Trikottausch nach dem Spiel. Potzbiltz, echte Profis halt. Lange Zeit wurde ja nur der jüngere Jérôme für einen solchen gehalten. Während sich der im bürgerlichen Charlottenburg aufgewachsene Jérôme still und brav bis in die deutsche Nationalelf hochdiente, genoss der im Arbeiterviertel Wedding großgewordene eher exzentrisch veranlagte Kevin-Prince deutlich weniger Anerkennung. Nachdem er Michael Ballack niedertrat, schien sein Ruf dahin. Inzwischen aber hat er sich als Antirassismuskämpfer Respekt erworben. In Interviews gibt er sich handzahm. Der Saulus wurde zum Paulus. Man mag nicht mehr entscheiden, wer von beiden der angepasstere Musterprofi ist. Es ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Ein echtes Spitzenduell.