Asiens Volkswirtschaften erholen sich am schnellsten

KONJUNKTUR Die Asiatische Entwicklungsbank ist optimistisch. China verzeichnet Rekordwachstum

Die Krise kam jetzt vor allem von außen über den Handel

BERLIN taz | Die asiatischen Entwicklungs- und Schwellenländer haben die globale Finanz- und Wirtschaftskrise gut überstanden. Das ist die zentrale Aussage des „Asian Development Outlook 2010“ der Asiatischen Entwicklungsbank (ADB), der am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde. Der Bericht prognostiziert für 45 untersuchte asiatische und pazifische Staaten zwischen Georgien und Vanuatu für 2010 ein Wirtschaftswachstum von 7,5 Prozent. Im Jahr 2009 war mit 5,2 Prozent das geringste Wachstum seit acht Jahren verzeichnet worden. Zugleich wurden aber die Erwartungen übertroffen, was vor allem an China und Indien lag. Japan, das vom Bruttoinlandsprodukt noch auf dem weltweit zweiten Platz vor China liegt, ist nicht Gegenstand des Berichts.

Das von der ADB für dieses Jahr prognostizierte Wachstum liegt noch unterhalb des Spitzenwertes von 9,6 Prozent im Jahr 2007. Doch erkennt die Bank ausdrücklich an, dass die asiatischen Regierungen mit Konjunkturprogrammen entschieden auf die Krise reagiert und damit die Auswirkungen stark gemildert hätten. Im Gegensatz zur Zeit der Asienkrise 1997/98 hätten die Haushalte auf gesünderen Füßen gestanden, und die asiatischen Banken seien jetzt wenig betroffen gewesen. „Die Krise kam jetzt vor allem von außen über den Handel“, sagte Joseph Zveglich, stellvertretender ADB-Chefvolkswirt und Koautor des Berichts. Am stärksten sei Südostasien von der Krise betroffen gewesen, wo 2009 in fünf Staaten die Wirtschaft geschrumpft sei. Dennoch seien dort keine Programme des Internationalen Währungsfonds (IWF) nötig gewesen.

Jetzt sei die Herausforderung, Konjunkturprogramme zurückzufahren und den Inflationsdruck einzudämmen, sagte Zveglich. Für 2011 prognostiziert er in der Region ein Wachstum von 7,3 Prozent. Risiken seien stark steigende Rohstoffpreise, eine sich nur langsam erholende Weltwirtschaft, große Haushaltsdefizite oder anhaltende weltwirtschaftliche Ungleichgewichte. Laut Zveglich hätten ohne Krise in den vergangenen zwei Jahren 50 Millionen Menschen aus der Armut geholt werden können. Falls infolge des Aufschwungs die Lebensmittelpreise steigen, könnte dies für die Armen dort bedrohlich werden.

Parallel legte gestern in Peking die Statistikbehörde die Wachstumszahlen für das erste Quartal 2010 vor. Mit 11,9 Prozent wuchs die Wirtschaft fast doppelt so stark wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Die Einzelhandelsumsätze stiegen gar um 17,9 Prozent. Die ADB prognostiziert für China ein Wachstum von 9,6 Prozent für 2010. 2009 hatte es bei 8,7 Prozent gelegen.

„Das Wachstum in Asien ist wirklich beeindruckend und macht die Welt multipolarer“, kommentierte Ettore Dorrucci von der Abteilung Internationale Analyse der Europäischen Zentralbank den ADB-Bericht. Doch sei es noch zu früh zu behaupten, dass China ein autonomer Wachstumsmotor für Asien sei. Es sei weiter stärker von den Exporten in westliche Industrieländer abhängig. SVEN HANSEN