„Offen mit umgehen“

Filmabend Evangelische Kirche zeigt Doumentation über die Leiden von intersexuellen Menschen

■ 38, ist Gleichstellungsbeauftragte der Evangelischen Kirche Bremen.

taz: Frau Heß, was lehrt uns die Bibel über Intersexualität?

Ruth Heß: Zunächst einmal lassen sich die Aussagen der Bibel nicht so einfach eins zu eins auf die heutige Situation von Menschen, die nicht eindeutig Mann oder Frau sind, übertragen. Allerdings ist in der Bibel des Öfteren von „Eunuchen“ die Rede, auch von solchen, die, wie Intersexuelle, körperlich ohne eindeutiges Geschlecht geboren wurden. Sie werden in der Bibel durchweg positiv beschrieben. Insgesamt ist die Bibel an geschlechtlichen Fragen nicht halb so brennend interessiert wie unsere Gesellschaft. Sie kennt aber die Vorstellung, dass das Geschlechtliche am Menschen unter Vorbehalt steht, also dass Gott daran noch einmal etwas verändern kann.

Wie offen ist die Evangelische Kirche heute für dieses Thema?

So wie in der Bibel, gibt es auch in der Kirche unterschiedliche, auch kontroverse Positionen. Die Immanuel-Gemeinde will mit der Veranstaltungsreihe „Rainbow Pieces“ zeigen, dass Kirche mit Themen wie Geschlechtervielfalt und somit auch Intersexualität, offen umgehen kann. Dazu möchte sie den vielen Menschen, die in diesem Streit auf der Suche nach theologischer Orientierung sind, den Raum bieten für ein respektvolles Gespräch.

Sie zeigen auf der heutigen Veranstaltung die Dokumentation mit bremischen Protagonisten „Das verordnete Geschlecht“. Warum dieser Film?

Der Film lässt Betroffene zu Wort kommen und ist dadurch sehr authentisch. Die Macher haben sehr klar herausgearbeitet, um was es geht: Menschen durch eine Operation ein Geschlecht zuzuweisen, nur um ein Gesellschaftsbild nicht zu zerstören, ist falsch. Der Film ist auf eine gute Weise parteiisch. Denn im Umgang mit Intersexualität, ist die Haltung, die im Film vermittelt wird, die einzig mögliche.

Interview: JURIK ISER

Elisabethstraße 17/18, 19 Uhr