Ude, der Verlierer

SPD Der Ude-Bonus hat nicht gezogen. Der Spitzenkandidat Christian Ude überzeugt als Oberbürgermeister in München – aber nicht im Rest des Landes

BERLIN taz | Jetzt ist die Tür erst mal zu für die SPD in Bayern. Der Ude-Effekt ist nicht eingetreten. Trotz seiner Ochsentour durch Bayern hat Spitzenkandidat Christian Ude es nicht geschafft, sich als Bayer zu präsentieren.

Ude ist München. Über zwanzig Jahre regiert er nun schon die Landeshauptstadt als Oberbürgermeister. Noch schlimmer: Ude kommt aus und lebt in Schwabing, dem Bohemeviertel von München. Sein Image als intellektueller Großstädter wurde ihm als Sohn eines Literaten und einer Übersetzerin in die Wiege gelegt. Als er den Wahlkampf eröffnete, versprach er ein „Crescendo“. Nicht gerade die Sprache der bayerischen Landbevölkerung. Auch dass er Aschaffenburg kurzerhand nach Oberfranken verlegte, war wenig hilfreich.

Ude hatte noch die Chance, den Fauxpaus aus dem Interview zu streichen, doch er entschied sich dagegen. Er ist ehrlich – und hat Manieren. Als aufstrebender linker SPD-Politiker stattete er dem damaligen SPD-Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel einen Besuch ab, um ihn höflich darüber zu informieren, dass er sein Amt anstrebe.

Nur drei Jahre nach seinem Einzug in den Münchner Stadtrat wurde Ude dann 1993 Oberbürgermeister. Bei jeder Wiederwahl toppte er sein eigenes Ergebnis. 2008 triumphierte er in München mit 66,7 Prozent, während seine SPD im Land mit 18,6 Prozent das schlechteste Ergebnis seit Kriegsende einfuhr.

Der Sonnenkönig von München, wie ihn seine Mitarbeiter nennen, geht nicht gern auf Parteiveranstaltungen. Dort fühlt er sich fremd, ein Gewinner unter Verlierern. Und verlieren kann Ude nicht leiden. Ist er überzeugt, recht zu haben, verfällt er manchmal in einen dozierenden Tonfall, der im Wahlkampf nicht immer förderlich war.

Für den ehemaligen Journalisten der Süddeutschen Zeitung und Rechtsanwalt ist Rechthaberei wohl eine Berufskrankheit. Aber Ude hat Humor. Als sein Konkurrent von der CSU sich bei einer Oberbürgermeisterwahl mit Dackel abbilden ließ, konterte Ude mit seiner Katze. Als Kabarettist steht er selbst auf der Bühne und ist sich für keinen Wortwitz zu blöd. Er machte Witze sogar zur Wahlkampfstrategie: „Ude hält Wort“ steht auf den Plakaten, darunter Ude, der den Schriftzug „Wort“ hält.

Er wird nicht die Chance bekommen, sein Versprechen einzulösen. Aber seine Frau kann ihn nun an das Versprechen erinnern, mit der Transsibirischen Eisenbahn zu fahren. LISA SCHNELL