Verpasst?
: Bürgerliche Bantuneger, weichgezeichnet und flachfüßig

„Let’s Dance“, Mo., 21.15 Uhr, RTL

RTL hat etwas geschafft, woran wohl niemand gedacht hatte: Eine hochtrabende Feuilletondebatte über die neue Bürgerlichkeit auf den Boden der Tatsachen, also ins Privatfernsehen zu überführen. Und als ob man es geahnt hätte: Es ist glattes Parkett, auf dem RTL sich jedoch erstaunlich sicher bewegt. Tanzparkett nämlich.

„Let’s Dance“ heißt die Show, in der am Montagabend acht Prominente unter der Führung von Tanzprofis ihr Talent bewiesen haben, und die zeigt, dass man mit den Insignien des Bürgertums auch eine gute Quote einfahren kann: Durchschnittlich 7,12 Millionen Menschen haben bei der ersten von acht Sendungen zugesehen, in der Spitze waren es sogar 8,33 Millionen.

Das Konzept von „Let’s Dance“ bedient sich bei erfolgreichen Castingshows wie „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS) oder „Popstars“: Anfänger sollen von Profis in wenigen Wochen zu Amateuren herantrainiert werden. Eine Jury und das Publikum entscheiden schließlich darüber, ob ihnen das gelungen ist oder ob es besser wäre, wenn man sie nie wieder im Fernsehen sehen würde.

All das gibt es bei „Let’s Dance“ auch. Doch anders als bei DSDS und Popstars tanzen hier nicht unbekannte Hoffnungsvolle Walzer und Cha-Cha-Cha, sondern zur Selbstironie dankenswerterweise fähige Expolitikerinnen wie Heide Simonis, Exsängerinnen wie Sandy Mölling („No Angels“) oder Exzehnkämpfer wie Jürgen Hingsen. Selbstironie ist ja immer besser als Selbstüberschätzung.

Das hätte man nur der Jury (in der neben drei Tanzexperten auch die nervtötende Exeiskunstläuferin Kathi Witt saß) mal sagen sollen, die mit ihren harten Urteilen den ansonsten gewohnt souveränen Moderator Hape Kerkeling ein wenig verärgerte. „Etwas flachfüßig“, hieß es etwa über den Auftrifft von Mölling und ihrem Partner Roberto Albanese, „nicht so bantunegermäßig“ über Wayne Carpendales und Isabel Edvardssons Cha-Cha-Cha. Und der behäbige Axel Bulthaupt, der Ex-„Brisant“-Moderator, zwang die Jury gar, den Walzer per se in Schutz zu nehmen: „Eigentlich ist der langsame Walzer ein Genusstanz!“

Ob nun Genuss oder nicht: Die Verbindung von Spitzensportlern und talentfreier Prominenz war schon bei Stefan Raabs „Wok-WM“ äußerst erfolgreich. Warum nicht also auch bei RTL? Die Kölner müssen sich lediglich fragen lassen, weshalb sie acht Live-Sendungen und einen schrecklichen Weichzeichner brauchen, um in einem großen Finale das beste Paar schließlich zum „Dancing Star“ zu küren. DOS