Twitter will an die Börse

IT Facebook hat sich gerade von seinem Börsenstart erholt, da kommt der nächste Anwärter. Dessen Geschäftsmodell wird erst langsam deutlich

Gerade hat Twitter einen auf mobile Werbung spezialisierten Dienstleister gekauft

BERLIN taz | Über ein Jahr nach dem Börsengang des sozialen Netzwerks Facebook will nun auch der Kurznachrichtendienst Twitter an die Börse. Wie das Unternehmen per Tweet mitteilte, hat es vertraulich einen Börsenprospekt bei der Aufsichtsbehörde SEC eingereicht. Für die Branche ist der Schritt nicht überraschend – in den vergangenen Monaten war immer wieder über einen Börsengang spekuliert worden. Laut den letzten Zahlen vom März nutzen 200 Millionen Menschen den 2006 gegründeten Dienst.

Bei einem vertraulichen Antrag muss der Anwärter zunächst keine Daten über Finanzkennzahlen wie Umsätze oder Prognosen veröffentlichen. Für das Unternehmen hat das einen großen Vorteil: Es kann ohne öffentliche Diskussion den erzielbaren Börsenpreis mit den beteiligten Banken ausloten. Möglich ist die vertrauliche Abgabe für Unternehmen mit weniger als einer Milliarde Dollar Jahresumsatz.

Anlass dafür, den Schritt an die Börse gerade jetzt zu gehen, könnte die aktuelle Entwicklung bei Facebook sein: Nach dem Börsengang des sozialen Netzwerks im Mai 2012 war der Kurs der Aktie zunächst von 45 auf unter 18 Dollar gefallen. Doch in den vergangenen Wochen hat er sich wieder erholt und stieg am Mittwoch sogar auf ein neues Allzeithoch von über 45 Dollar. Facebook ist momentan rund 110 Milliarden Dollar wert und damit etwa vergleichbar mit Siemens. Die Anleger hatten Facebook zunächst vorsichtig bewertet, weil die Einsetzbarkeit von Werbung auf mobilen Endgeräten mit kleineren Bildschirmen fraglich schien. Das änderte sich mit der Entwicklung von Werbeformen, die auch auf Smartphones funktionieren.

Bei Twitter sind die für die Nutzer sichtbarste Einnahmequelle sogenannte Promoted Tweets. Die Werbekunden zahlen dafür, dass diese Nachrichten besonders hervorgehoben werden. Erst vor wenigen Tagen hat Twitter zudem den auf mobile Werbung spezialisierten Dienstleister MoPub gekauft. Der verspricht Unternehmen, ihren Nutzern besser zielgerichtetere Werbung präsentieren zu können und somit die Einnahmen zu steigern. Eine künftige Einnahmequelle könnte darüber hinaus das Verkaufen personenbezogener Daten sein. SVE