JOHANNES KOPP ÜBER MEUTERNDE POLIZISTEN AUF SCHALKE
: Rückzug dankend annehmen

Ein knallharter Warnschuss sollte es sein – in Wahlkampfzeiten ein probates Mittel. Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger hat angekündigt, keine Polizei mehr ins Schalker Stadion zu schicken.

Die Verantwortlichen des FC Schalke 04 hatten sich erlaubt, anzuzweifeln, ob die Staatsdiener bei der Partie gegen Saloniki tatsächlich mit Knüppelschlägen und reichlich Tränengas gegen eine Fahne mit mazedonischem Symbol im blau-weißen Fanblock in den Kampf ziehen mussten. Jägers Botschaft nun ist klar: Wenn ihr uns nicht freie Hand lasst, dann könnt ihr sehen, wie ihr mit den Chaoten allein zurecht kommt. Wir halten uns – nur für den Notfall! – im Hintergrund. Rumms!

Die Situation entbehrt nicht einer gewissen Komik. Denn die Vertreter der organisierten Fußballfans plädieren schon lange für die nun „angedrohte“ geringere Polizeipräsenz. Ihr Argument, dass die häufig martialisch auftretenden Ordnungshüter längst nicht mehr als außenstehende Instanz, sondern als Konfliktpartei wahrgenommen werden, blieben vor allem von Law-and-Order-Politikern vom Schlag eines Ralf Jäger unerhört.

Auf Schalke dürfen die Fans in den nächsten Wochen unter Beweis stellen, dass die Abwesenheit von hochgerüsteten Ordnungskräften tatsächlich entspannend wirkt, enthält man den gewaltsuchenden Fans doch so ihre Lieblingsfeinde vor. Schalke muss nur den Mut aufbringen, Jägers Angebot dankend anzunehmen. Zum einen würde der Klub damit dem NRW-Innenminister einen gewaltigen Strich durch die Rechnung machen. Zum anderen aber – und dies wäre bedeutsamer – würden die Schalker in der verfahrenen Sicherheitsdebatte einen neuen Horizont eröffnen. Im Idealfall wäre das im Ergebnis nicht nur sicherer, sondern auch deutlich billiger – für die Steuerzahler.

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