Des ziag i ma ned o

LANDTAGSWAHL Bayern ist nicht die CSU. Selbst wenn die Partei bald wieder allein regieren sollte

VOM RÜTTENAUER ANDERL

Es war a andere Zeit. Wia i seinerzeit nach Berlin kemma bin, do bin i ogschaut worn wia a Schwerverbrecha, wenn de Leid gheat ham, dass i aus Bayern bin. Der Dialekt hat mi verrotn. Ob i koa Deitsch konn, bin i gfragt worn. Dabei hob i mi eh scho zsammgrissn. I hob koa Boarisch gredt, i hob hoit an boarischen Tonfall ghabt. Ghoifa hats nix. Für de Berliner war i wia a Außerirdischer. Und mim Finger hams auf mi zoagt: „Ein Bayer!“. Manchmoi hams glacht, weils gmoant ham, dass i a Depp bin, oaner, der vom Kommödienstadl davoglaffa is. Normalerweis ham de Leid an Kopf gschüttelt, ham se wegdraht, woitn schnell nix mehr wissn vo mir. Für de Berliner war i des Böse in Person.

I war der FC Bayern, der dumpftse Bierdimpfe, der si nix mehr wünscht, ois dass as Oktoberfest 365 Tag im Jahr dauert. Der wichtigste Termin in da Woch war für oan wia mi gwiss da Stammtisch. I war reich, weil i aus Minga kim. In hab Asylbewerber wegsperrt und abschschobn – egal wohi. I bin stockkatholisch, und de oanzige Demonstation, auf der i in meim Lebn war, is de für die Kruzifixe in Klassenzimmer gwesn. I bin oaner von dene, de wo dafür san, dass de Frauen mit de Schrazn dahoam bleim, weil der Himmipapa des so woit. Für de Berliner war i de personifizierte CSU.

I hab a Laptop und a Lederhosn hab i aa. Bis vor fünf Jahr hab i de nia ned oghabt in Berlin. I woit mi koan reaktionären Deppn hoaßn lassen. Und dann endlich is passiert. Die CSU hat ihr absolute Mehrheit verloan und endlich ham de Leid ogfangt zum glam, dass in Bayern no was anders gibt, ois des, was uns die CSU ois Bayern verkaft. Endlich ham de Leid nimmer glaubt, dass des die CSU war, die wo die Berg und den weiß-blauen Himme erfunden hat. Endlich hab i mi wieder traut, mei Lederhosn ozumziang, hab mi traut, vo meim Lebn zum verzähln, des i in Bayern gführt hab. Und i hab gmerkt, dass zugheat werd, wenn jemand sagt, dass Bayern mehr is ois die CSU. Und manchmoi hab i sogar zuagebn, dass i Zeitlang nach der oidn Hoamat hab, dass mir mei Bier fehlt, guate Weißwürscht, meine Berg, mei Sprach, meine Freind von früher und – ja aa des – mei Stammtisch. Bayern is mit der Wahl vo vor fünf Jahr normal gwordn. Es war a wunderschena Tag.

Endlich is über des andere Bayern gredt wordn, manchmoi sogar über Schwaben oder Franken, über gscheite Autoren, über Musiker statt Musikanten, über Flüchtlingshelfer statt -drangsalierer, über Olympiagegner statt übern FC Bayern. Ma hat ogfanga, si für Leid in Bayern zum interessieren, de mim Finger auf des zoang, wos immer scho verkehrt glaffa is, hat de Leid ernst gnumma, die sich scho immer ihr Freiheit gnumma ham. Koa Mensch hat glaubt, dass die depperte FDP, die sich der CSU aufn Schoß gsetzt hat, was ändern wui in Bayern. Drauf gschissn! Es werd immer no ganz sche vui Mist baut im Freistaat. Aber fünf Jahr lang war Bayern trotzdem a ganz normals Land und die CSU a ganz normale Partei.

Und wenn die CSU nach dem Sonntag wirkli wieder absolut regieren deaf, dann, bitte liabe Leid, vergessts net, dass Bayern mehr ist als die CSU. I mechat mei Lederhosn net wieder in Schrank hänga miassn.