Kontrolle ist gut …

QUALITÄT Die Siegel und Labels sind vielen bekannt. Doch im fairen Handel werden Standards nicht einheitlich gesetzt und gesichert. Es gibt unterschiedliche Konzepte

Nicht immer haben alle Beteiligte sich dem Modell des fairen Handels verpflichtet

VON MIRKO HEINEMANN

Als Bastian Müller im Jahr 2000 sein Auslandssemester in Simbabwe absolvierte, fiel ihm die außerordentliche Qualität der Bildhauerkunst auf. Kunstkenner schätzen die meist aus Serpentinstein gefertigten, naturalistischen Skulpturen der Shona, eines Volk, zu dem sich die Mehrheit der Bevölkerung Simbabwes rechnet. Bastian Müller fasste den Entschluss, Ausstellungen für Künstler aus Simbabwe in Deutschland zu organisieren. 2004 gründete er sein Unternehmen Shona-Art, das Kunst aus Simbabwe vertreibt und Weltläden mit fair gehandeltem Kunsthandwerk beliefert.

Dafür hat sich Shona Art im vergangenen Jahr einem externen Audit-Verfahren unterzogen. Die Bücher wurden geprüft und das Unternehmen wurde nach den aktuellen Standards des Weltladen-Dachverbands darauf untersucht, ob der Anspruch, ‚fair‘ zu handeln, auf das Unternehmen zutrifft. „Wir haben sieben Standards festgeschrieben, an die sich alle Mitglieder der Handelskette halten müssen“, erklärt Silke Steinbronn, zuständig beim Weltladen-Dachverband für Lieferanten und das Monitoring. „Das betrifft also nicht nur Lieferanten, sondern auch die Weltläden und auch uns als Dachverband.“ Basis des Monitorings ist die seit 1998 bestehende „Konvention der Weltläden“. Alle Unternehmen, deren Produkte über Weltläden vertrieben werden, müssen diese Konvention anerkennen.

Dazu gehört zunächst eine Selbstauskunft, in der Importeure die Produktions- und Handelsbedingungen offenlegen müssen, und das Audit, eine Kontrolle von Büchern und Unterlagen auf Plausibilität. Das Audit folgt den Kriterien der internationalen World Fair Trade Organization (WFTO) und untersucht sieben Standards, darunter Arbeits- und Handelsbedingungen wie auch Transparenz. Es soll Informations- und Bildungsarbeit geleistet, Umweltschutzkriterien müssen eingehalten werden. Die Mitglieder verfolgen einen integrierten Ansatz. Alle an der Wertschöpfungskette Beteiligte haben sich dem Modell des fairen Handels verpflichtet.

Das ist ein entscheidender Unterschied etwa zum grün-blauen Fairtrade-Siegel, das bereits für über 2.000 Produkte vergeben wurde. Neben Kaffee, Bananen und Schokolade wird dieses Siegel inzwischen auch für Reis, Wein, Kleidung und Blumen vergeben. Fairtrade-Produkte werden immer öfter bei Discountern verkauft. Ähnlich wie bei der Weltladen-Konvention müssen die Händler Mindeststandards beim Einkauf erfüllen. Arbeiter vor Ort sollen Mindestlöhne erhalten, die Arbeitsbedingungen sollen angemessen sein, Kinderarbeit ist verboten.

Angesichts der Komplexität des weltweiten Handels sei das Fairtrade-Siegel nicht auf alle Produkte zu übertragen, glaubt Ingo Herbst, der 1994 die Contigo-Läden gründete. Als Mitglied der WFTO unterliegt auch Contigo einer externen Prüfung, die zwei Jahre durchgeführt wird. Als Lieferant von Handwerksprodukten an die Weltläden befolgt die Kette auch deren Konvention. Alternativ zu einem Siegel hat Contigo im Internet eine Website eingerichtet (www.fairtrade.contigo.de), die über Löhne, Arbeitsbedingungen und soziale Leistungen des Produzenten informiert. Jeder Interessierte kann sich selbst ein Bild machen. „Wir wollen das Thema fairer Handel aus der Nische holen“, erklärt Herbst. Contigo-Läden führen vor allem Non-Food-Produkte. Während bei den Weltläden viele Mitarbeiter ehrenamtlich tätig sind, beschäftigt Contigo Angestellte.

Transparent, nahe am Produzenten und vor Ort mit Projekten engagiert – so stellt sich Silke Steinbronn vom Weltladen-Dachverband „faire“ Importeure vor. Zu denen zählt sie auch Shona Art. Bastian Müller besucht seine rund 30 Produzenten in Simbabwe im Schnitt zweimal pro Jahr. Dort erstattet er Bericht und verhandelt über Ankäufe. Kaufpreise werden nicht einfach verhängt, sondern gemeinsam mit den Produzenten erörtert und festgelegt. „Jeder Produzent kennt auch die Endpreise in Deutschland und die Kosten für die Vertriebskette“, so Müller.

Gleichzeitig steht er als Berater zur Verfügung, diskutiert über die Qualität der Arbeiten, Motive und Werkstoffe. „Unser Anspruch ist, jeden unserer Produzenten mindestens einmal nach Deutschland einzuladen. Er soll sich selbst ein Bild machen können, welche Anforderungen die Kunden an die Produkte haben.“ Zudem hat Müller einen Verein gegründet, der eine weiterführende Schule in Simbabwe errichtet. Einmal im Jahr ruft er zu Spenden auf. Der Verein gehört zwar nicht direkt zum Unternehmen, aber durch die Verbindung entfallen Kosten, etwa für Reisen. Müller: „Die Verwaltungskosten für das Projekt liegen bei null.“