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: Die Renaissance des Streiks

Der Streik ist die wichtigste Kampfform der ArbeiterInnen. Verweigern sie ihren Dienst – und verhindern sie, dass Streikbrecher arbeiten –, kann der Unternehmer keinen Gewinn machen. Da er aber bei Strafe seines Untergangs gezwungen ist, Profite zu erzielen, wird er – so das Kalkül der Streikenden – über kurz oder lang auf die Streikforderungen, meist höhere Löhne oder kürzere Arbeitszeiten, eingehen. Der Streik erlebt derzeit in Berlin eine Renaissance, die vor dem Hintergrund der hohen Arbeitslosigkeit und der neoliberalen Mobilmachung überrascht. Eine nette Überraschung.

KOMMENTAR VON RICHARD ROTHER

Voran marschiert die IG Metall mit ihren Warnstreiks. Nach Jahren der Bescheidenheit will sie einen kräftigen Schluck aus der Lohnpulle nehmen. Denn die Reallohnverluste der vergangenen Jahre haben, entgegen den Unternehmerargumenten, den Abbau von Arbeitsplätzen nicht verhindert. Sie haben aber verhindert, dass durch ein Mehr an Kaufkraft die regionale Wirtschaft angekurbelt wird.

Vor der Fußball-WM entdecken auch andere Branchen den Streik. Die S-Bahner drohen mit Ausständen, sollte der rigide Arbeitsplatzabbau fortgesetzt werden; auch beim Getränkehersteller Coca-Cola rumort die Belegschaft. Sie alle nutzen das Druckpotenzial, das die WM bietet. Bei der WM wollen die Unternehmen Extragewinne einfahren – verständlich, dass die Beschäftigten Beteiligung verlangen.

Vielleicht machen diese Beispiele noch Schule – genügend Berliner, die für immer weniger Geld immer mehr schuften müssen, gibt es ja. Ohne Köche, Kellner, Call-Center-Agents, Zimmermädchen usw. würde die WM geschäftlich ein Flop. Im Stadion La Ola und in der Stadt die Streikwelle – Unternehmer, die dies Szenario nicht riskieren wollen, sollten nicht kleinlich sein.