Kufen: Türkisch töfte

Migrationsbeauftragter Kufen will türkisch als Abiturfach etablieren. Bislang bieten nur wenige Schulen das Fach an

DÜSSELDORF taz ■ AbiturientInnen sollen in Zukunft türkisch sprechen können. Das fordert der migrationspolitische Sprecher der Landesregierung, Thomas Kufen. „Türkisch als Abiturfach soll zur Normalität gehören“, sagte er gestern. In einer zusammenwachsenden Welt müsse die Mehrsprachigkeit der Kinder besser gefördert werden. So solle die Muttersprache von Migrantenkindern möglichst als zweite Fremdsprache an den Schulen angeboten werden.

Der Vorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft der kommunalen Migrantenvertretungen (LAGA), Tayfun Keltek, warnte davor, die Muttersprache von Ausländern zu unterdrücken oder auf dem Schulhof zu verbieten. Eine Konferenz „Mehrsprachigkeit – ein Reichtum für alle“ soll am kommenden Donnerstag in Düsseldorf für einen Perspektivwechsel werben. Die aktuelle Debatte um Deutschpflicht auf Schulhöfen blende den Zugewinn aus, den mehrsprachige Kinder in die deutsche Gesellschaft einbringen könnten, warnte Kufen.

In der gegenwärtigen Diskussion um Ausschreitungen an Schulen würden „Opfer zu Tätern gemacht“, kritisierte Keltek. Tatsächlich hätten Kinder aus Zuwandererfamilien selbst mit gutem Hauptschul-Abschluss kaum Chancen auf einen Arbeitsplatz. Forderungen nach Ausweisung sozial auffälliger Familien seien fehl am Platz. „Das sind Produkte dieser Gesellschaft. Die Gesellschaft muss mit dem Problem fertig werden.“

Bisher werden die türkischen SchülerInnen mit ihrer Muttersprache allerdings allein gelassen. Schon längst ist es möglich, im Wahlpflichtbereich der Oberstufe an die Stelle von Englisch oder Französisch Türkisch anzubieten. Bislang bieten aber nur 100 Schulen in Nordrhein-Westfalen dieses Fach an.

ANNIKA JOERES