Nicht nur für Türken

SPRACHE Eine Petition setzt sich für mehr Türkisch-Unterricht ein. Die Behörde ist zurückhaltend

Es ist eine Petition, gegen die keiner so richtig was hat. Sie will Türkisch in Schulen als zeugnisrelevantes Fach, als zweite Fremdsprache etablieren und Türkisch-Leistungskurse zu ermöglichen. Weder das Bildungsressort, noch eine der Parteien votierten bei der gestrigen Anhörung grundsätzlich dagegen.

„Der Hauptdissens“, sagt Bildungs-Staatsrat Carl Othmer, liege in der Frage, ob ein Angebot vorgehalten werden müsse, um Nachfrage zu erzeugen – oder umgekehrt. „An der Grundschule“, sagt Othmer, seien Fremdsprachen „kaum zu integrieren“. Doch genau das wollen die Petenten vom „Bündnis für die türkische Sprache“. Auch in der Sekundarstufe I könne es Türkischunterricht „nicht an jeder Schule“ geben, sagt Othmer, nur da „wo es Bedarf gibt“. Der gilt als gegeben, wenn sich zwölf SchülerInnen angemeldet haben.

„Die Behörde betont die Unterstützung des Anliegens“, sagen die von 5.000 Unterschriften getragenen Petenten, „doch in der Praxis gibt es keine Veränderungen“. Bislang wird Türkisch in der Sekundarstufe I und II nur an je zwei Schulen angeboten – aber nur für Migranten. Türkisch für Anfänger gibt es in Bremer Schulen nicht. Bislang, sagt Bildungsprofessorin Yasemin Karakasoglu von der Uni Bremen, gebe es in Bremen „kein qualitativ hochwertiges Angebot“. Das Problem, sagt auch Othmer: Es gibt derzeit keine fachwissenschaftlich ausgebildeten Lehrer, nur Konsularlehrer aus der Türkei.

In Bremen leben derzeit nach Angaben des Bündnisses 7.000 Kinder mit türkischen Wurzeln, sie stellen damit die größte Gruppe unter den Migranten. „Türkisch ist eine der zentralen Sprachen in Deutschland“, sagt auch Karakasoglu. Es müsse deshalb anerkannt werden, fordert das Bündnis, dass Türkisch nicht nur eine Fremdsprache unter vielen sei. Vielmehr müsse Mehrsprachigkeit als „gesellschaftlichen Realität“ anerkannt werden – bei Türken ebenso wie bei Russen und Polen, die auch große Communities haben. Othmer will zwar irgendwie „für alle Minderheiten sprachliche Angebote vorhalten“. Aber erst mal „für Interesse werben“. Und „nichts verordnen“. MNZ