Preisgekrönte Grenzübertritte

LITERATUR Eine Woche lang präsentiert das Festival „litteraturfest.nu“ preisgekrönte deutsche und skandinavische AutorInnen – und das beiderseits der deutsch-dänischen Grenze

Immer noch überschaubar ist das Programm auch bei der vierten Ausgabe des grenzüberschreitenden Literaturfestivals „litteraturfest.nu“. Ab Freitag präsentiert die vom Nordisk Informationskontor, dem Kulturbüro der Stadt Flensburg und öffentlichen Bibliotheken nördlich und südlich der deutsch-dänischen Grenze veranstaltete Lesereihe eine knappe Woche lang aktuelle deutsche und nordische Literatur in Stadtbüchereien, Bibliotheken, Literaturhäusern und Kulturzentren.

Zwölf Autoren und Autorinnen aus Dänemark, Norwegen, Schweden, Island, Finnland und Deutschland lesen und diskutieren bis Samstag kommender Woche jeweils bis zu dreimal zwischen Haderslev und Kiel in ihrer eigenen Sprache, dazu gibt es eine dänische oder deutsche Übersetzung. Weil das kleine Festival von Beginn an auf Qualität und den Austausch der Literatur-Szenen gesetzt hat, gibt es dabei auch dieses Jahr etliche spannende Romane zu entdecken. Filme, eine Kunstausstellung in der Flensborg Bibliotek, ein Poetry Slam und ein Konzert vervollständigen das Programm.

Unter den Teilnehmenden findet sich mit Jonas T. Bengtsson einer der derzeit erfolgreichsten dänischen Autoren. Schon für sein Debüt „Aminas Briefe“ wurde der schonungslose Realist 2005 mit dem Dänischen Debütantenpreis ausgezeichnet, 2010 kam der Per-Olov-Enquist-Preis dazu. Für die Verfilmung von Bengtssons zweitem Roman „Submarino“ schließlich wurde auch Dogma-Mitbegründer Thomas Vinterberg 2010 mit dem Filmpreis des Nordischen Rates ausgezeichnet.

In Aabenraa, Kiel und Schleswig stellt Bengtsson nun seinen dritten Roman „Wie keiner sonst“ (Kein & Aber 2013, 448 S., 22,90 Euro) vor – dessen Filmrechte ebenfalls längst verkauft sind. Darin erzählt der 37-Jährige wieder in kargen, nüchternen Worten vom haltlosen Aufwachsen am Rand der Gesellschaft. Ein namenloser Sohn versucht das merkwürdig chaotische Leben und die nebulösen Motive seines namenlosen Vaters zu verstehen: Warum ist die Mutter verschwunden? Und warum müssen sie beide jeden sicher geglaubten Ort verlassen, sobald das Wort „Polizei“ fällt? Etwas Unaussprechliches ist passiert und, das spürt man bald, weiteres Unaussprechliches wird passieren: Wie einen bedrohlichen Nebel lässt Jonas T. Bengtsson dieses Unfassbare zwischen den Zeilen wabern. Neben Bengtsson stellen Annegret Friedrichsen, Katerine Marie Gundlager, Hallgrímur Helgason, Volker Kutscher, Kim Leine, Rosa Liksom, Steve Sem-Sandberg und Helene Uri ihre Texte vor.

ROBERT MATTHIES

■ Fr, 13. 9. bis Sa, 21. 9., www.litteraturfest.nu