CHRISTIAN BUSS Der Wochenendkrimi
: Requiem mit Wohnwagen

Um den Hals trägt sie eine Zeitbombe, in den Armen einen Eisenkoffer mit zwei Millionen Euro drin: Eine Pizzabotin wurde von anonymen Auftraggebern gezwungen, eine Bank zu überfallen. Die Zeit ist noch nicht abgelaufen, da fliegt ihr Lieferauto in die Luft – und mit ihr der zum Verbrechensort geeilte Kommissar Friedl Pape.

Ein paar Monate vor dem Dreh dieses „Polizeirufs“ starb Darsteller Jörg Hube, hier ist er nun noch kurz durch ein Double präsent. Das erst letztes Jahr neu aufgestellte Kripoduo Hube und Stefanie Stappenbeck ist damit Geschichte. Stappenbeck agiert nun quasi als Ermittlungswaise. Traurig, die von ihr verkörperte Uli Steiger und Pape wären ein prima Gespann gewesen, an dem sich gesellschaftspolitische Themen unterschiedlich hätten spiegeln lassen: hier der idealistische Alt-68er, dort die pragmatische Ex-Bundeswehroffizierin.

Ein rotes Gegenstück, ein Verbündeter gar, wird Stappenbecks Steiger auch in „Die Lücke, die der Teufel lässt“ (Buch: Dirk Kämper; Regie: Lars Montag) zur Seite gestellt: Wohnwagenkommunist Georg Pranger (Franz Xaver Kroetz), der seine rollende rostige Behausung samt „Hegel, Kant, Marx und ein paar Pornos“ ausgerechnet in einer schicken Stadtrandsiedlung geparkt hat.

Wirkt Pranger am Anfang noch wie ein Fremdkörper zwischen den Eigenheimspießern, so erhält er am Ende doch Zuspruch. Kein Wunder, ein Finanzinvestor hat die Kredite der Häuslebauer aufgekauft und melkt die Menschen nun: Überall drohen Zwangsräumungen. Und wo der Kapitalismus seine böseste Fratze zeigt, sehnt eben selbst die bürgerliche Klientel den Sozialismus herbei.

Der Krimiplot mag etwas zu kurz kommen bei diesem Wirtschaftstrauerspiel, dafür werden die Trümmer ehemaliger Wohlstandsträume stimmungsvoll ausgeleuchtet. So ist dieser „Polizeiruf“ ein Requiem im doppelten Sinne: auf Jörg Hube – und den deutschen Mittelstand.

München-„Polizeiruf 110“: „Die Lücke, die der Teufel lässt“, So., 20.15 Uhr, ARD