„Mangel an Kontrolle“

Diskussion Der Tierschützer Wolfgang Apel fordert eine bessere Kennzeichnung von Fleischprodukten

■ 62, ist Vorsitzender des Bremer Tierschutzvereins und Ehrenpräsident des Deutschen Tierschutzbundes.

taz: Herr Apel, kann der Verbraucher noch guten Gewissens Fleisch essen?

Wolfgang Apel: Wir müssen davon ausgehen, dass die Menschen immer Fleisch essen werden. Ich selbst bin auch kein Vegetarier. Trotzdem ist es wichtig, dass jeder Einzelne sein Konsumverhalten ändert, weniger Fleisch isst und nicht immer die billigsten Produkte kauft. Wir dürfen aber dem Verbraucher auch nicht die alleinige Verantwortung zu schieben.

Welche Aufgabe hat die Politik?

Die Konsumenten müssen besser zwischen den Produkten unterscheiden können. Verbrauchertäuschung ist ein Verbrechen. Deshalb muss die Politik für eine vollständige Kennzeichnung der Produkte sorgen, die über Haltung und Fütterung der Tiere informiert. So ähnlich wie es bei Eiern auch schon eingeführt wurde.

Das ARD-Magazin „Fakt“ hat jetzt auch über Tiermisshandlung in Bio-Betrieben berichtet. Ist die heile Welt dahin?

Nein, das ist sie nicht. Bei Bio-Produkten ist in der Regel eine wesentlich bessere Haltung gewährleistet. Das Problem ist, dass es in der ganzen Branche einen Mangel an Kontrolle gibt. Da muss der Staat seiner Aufgabe gerecht werden.

Warum sind die Themen Tierhaltung und Tierschutz auch für Bremen wichtig?

Auch die Bremer sind von der Massentierhaltung betroffen, indem sie das Fleisch verbrauchen, das in anderen Bundesländern produziert wird. Deslhalb sollen die Wähler auf der heutigen Veranstaltung erfahren, was sie von den Kandidaten für die Bundestagswahl erwarten können: Ob die Politiker Massentierhaltung weiter unterstützen werden, oder ob sie wirklich etwas ändern wollen. Interview: Jurik Iser

Haus der Bürgerschaft, 16 Uhr