Der Märchenprinz

Sein ewig strahlendes Gesicht verrät es, und 487.075 Fans auf seiner Facebookseite deuten es an: Mark Zuckerberg ist ein Glückspilz. Nicht nur die Anzahl an virtuellen Freunden, nein, auch die Zahlen auf seinem Bankkonto gehen ins Astronomische. Er ist der jüngste Selfmade-Milliardär der Welt.

Mit seinen 26 Jahren kann er sich auf geschätzten 2 Milliarden Dollar weich betten. Noch 2004 verfügte er weder über einen Job noch über ein Auto oder eine Bleibe. Dann ging alles ganz schnell: Mit zwei Studienkollegen entwickelte Zuckerberg an der Harvard University eine kleine Onlineplattform für die dortigen Studenten. Das soziale Netzwerk Facebook war geboren! Der Mythos, Zuckerberg habe die Idee einigen Studienkollegen geklaut, wurde mit einer angeblichen Zahlung von 65 Millionen Dollar durch Facebook entkräftet. Heute kann man in über 70 Sprachen an der eigenen virtuellen Identität in Facebook basteln.

2010 wurde Mark Zuckerberg beim Werbefestival in Cannes als „Media Person of the Year“ ausgezeichnet, er habe das Gesicht von Medien und Kommunikation verändert, hieß es dort. Da mag was dran sein: Facebook hat nach eigenen Angaben die 400-Millionen-User-Grenze durchbrochen, und täglich kommen neue dazu, die freiwillig ihre Fotos, Filme und Vorlieben im Internet veröffentlichen wollen.

Der Schutz der Privatsphäre scheint in diesem Wettlauf der Eitelkeiten zweitrangig, Facebook nahm sich 2009 das Recht, alle Inhalte kommerziell zu nutzen und an Dritte weiterzugeben. Für Zuckerberg selbst ist Privatsphäre antiquiert, wie er die Debatte kürzlich in einem Interview kommentierte. Dass er zum Datenschutz eine besonders liberale – weil erfolgversprechende – Beziehung hat, zeigt auch einer seiner vergangenen Gehversuche: Für seine gut besuchte „Hot or Not“-Seite, auf der die Attraktivität von Studienkollegen bewertet wurde, folgte ein Disziplinarausschuss vor der Uni wegen Verletzung der Privatsphäre. Nun hat Zuckerberg Post aus Deutschland bekommen: Verbraucherministerin Ilse Aigner hat in einem offenen Brief mit einem Ende ihrer Mitgliedschaft gedroht, sollte der Datenschutz weiter gelockert werden.

JULIA HERRNBÖCK