Allzeit verfügbare Frauen: SPD und Grüne wollen sexistische Werbung einschränken

DISKRIMINIERUNG Der Senat soll frauenfeindliche Botschaften und Bilder auf öffentlichen Werbeträgern verhindern. Doch der Einfluss ist gering

„Der Werberat kontert damit, dass das ironisch gemeint ist“

Stevie Schmiedel, „Pinkstinks“

Weniger frauenverachtende Werbung im Stadtbild: Dies wünschen sich die Fraktionen von SPD und Grünen in einem entsprechenden Antrag an den Senat. Danach soll dieser prüfen, ob er der Telekom, die die 1.100 städtischen Werbeflächen vermarktet, nachträglich in den Vertrag schreiben kann, dass sie keine sexistische oder anders diskriminierende Werbung zulassen darf. Außerdem sollen auf den Werbeträgern die Adressen der Stellen veröffentlich werden, auf denen BürgerInnen sich über Werbung beschweren können.

Doch hier beginnt das Problem: So soll es beim Bremer Bausenator jemanden geben, der Beschwerden annimmt. Doch wer das ist, wurde der Öffentlichkeit bisher nicht erzählt. Der andere Adressat ist der deutsche Werberat, ein Gremium der Werbeindustrie, das sehr selten eine Rüge gegen Kollegen wegen Sexismus ausspricht.

Diese Erfahrung macht Stevie Schmiedel, wie die Gründerin der antisexistischen Organisation „Pinkstinks“ vor zwei Wochen bei einem Vortrag in Bremen erzählte. „Frau Schmiedel, was haben Sie denn nur?“, heiße es stets, wenn sie auf fragmentierte Frauenkörper und stereotype Sprüche – „Männer regeln den Verkehr“ – hinweise, die die sexuelle Verfügbarkeit von Frauen symbolisieren. Um Deos, die Sportschau oder Autovermieter zu bewerben. „Der Werberat kontert, dass das ironisch gemeint ist.“

Die Wissenschaftlerin und Mutter zweier Töchter hält dem entgegen, dass Kinder keine Ironie verstehen. „Die werden geprägt von diesen Bildern.“ Um auf politischer Ebene effektivere Instrumente gegen sexistische Werbung zu schaffen, organisiert Schmiedel mit „Pinkstinks“ Kampagnen. Am morgigen Sonntag findet dazu in Berlin eine Demonstration statt.

Die Bremer Grünen hat sie bereits auf ihrer Seite, erzählt Carsten Werner, der Sprecher der Grünen-Fraktion für Stadtentwicklung sowie für Medienpolitik. Den Antrag an den Senat zu Werbeflächen in Bremen hat er mit geschrieben. „Es kann nicht sein, dass Werbefachleute die Grenzen dessen definieren, was diskriminierend ist“, sagt Werner, „das muss die Politik machen.“ Dennoch hält er deren Einflussmöglichkeiten für begrenzt. Etwa wenn es darum geht zu entscheiden, welche Werbung in Bremen zulässig ist. „Das kann schnell in Richtung Zensur gehen“, sagt Werner.

Wichtiger sei es, ein Bewusstsein für das Thema zu schaffen und Menschen dabei zu helfen sich zu wehren.  EIB

Sonntaz SEITE 31