ailton
: Ball und Bonanza

Die Mechanismen sind bekannt. Ein Stürmer, der nicht trifft, muss sich fragen lassen, wann er den Ball mal wieder im Tor unterbringt. Im Fall Ailton hieß es vor dem Spiel gegen Dortmund schlicht: „Wann explodiert Ailton?“ Die Ungeduld mit dem winterlichen Neuzugang ist so unangebracht wie die Erwartung, dass er das Sturmproblem des HSV in den Griff bekommen könne – nach nur einem Einsatz über 90 Minuten und einem gerade auskurierten Kieferbruch. HSV-Trainer Thomas Doll schaffte es im Fernsehinterview dann aber fast, die 2:4-Niederlage gegen Dortmund unerwähnt zu lassen, das Tor zur zwischenzeitlichen 2:1-Führung des HSV durch Ailton indes ausführlich zu loben.

„Das hat mich riesig für Toni gefreut“, lautete die Zusammenfassung seiner Ausführungen. Damit wollte er einerseits dem Rekonvaleszenten schützend zur Seite stehen, aber auch die Hoffnung ausdrücken, dass der Sturm des HSV den Tritt finden möge, um den zweiten Tabellenplatz zu verteidigen. Auch das eigentliche Sorgenkind, Benjamin Lauth, zeigt mit drei Toren in den letzten drei Bundesligaspielen, was er draufhat. Das ist nicht unwichtig, weil die Zukunft der reifen Sturmalternative Sergej Barbarez beim Hamburger SV fraglicher denn je ist.

So werden sich die Rollen in der Hamburger Offensive in der kommenden Saison wohl völlig neu verteilen. Mindestens ein Stürmer von internationalem Format steht auf der Einkaufsliste von Sportchef Dietmar Beiersdorfer. Mit einem treffsicheren Lauth und dem Perspektivstürmer Mustafa Kucukovic wird es für den aus Istanbul geliehenen Ailton recht eng, wenn er nicht seinem Alter (32) entsprechend langsam lernt, sich mit der Jokerrolle anzufreunden. Der Gefahr, dass er mit dem bedeutungslosen Tor gegen Dortmund zum Mann für die Treffer ohne Wert stilisiert werden könnte, beugt er jetzt schon vor: „Das war ein schönes Tor von mir. Normal muss man da gewinnen.“ Außerdem wird der Rodeo-Fan nicht lange darauf warten wollen, erneut zu seiner Tormelodie Samba zu tanzen. Treffer des Brasilianers werden nämlich mit der Titelmelodie der Westernserie „Bonanza“ gefeiert. OKE GÖTTLICH