Und jetzt, Herr Kriegsminister?

AFGHANISTAN Guttenberg erklärt: „Man kann umgangssprachlich von Krieg reden.“ Der deutsche Einsatz bleibe aber richtig. Afghanistans Präsident droht Nato mit Widerstand

BERLIN/KABUL rtr/taz | Nach dem Tod von drei deutschen Soldaten und der irrtümlichen Tötung von sechs afghanischen Soldaten durch die Bundeswehr hat Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg erklärt, man könne „angesichts dessen, was sich in Teilen Afghanistans abspielt, umgangssprachlich von Krieg reden“. Kritik an der Strategie der Bundesregierung und Forderungen nach dem Rückzug aus Afghanistan wies er jedoch zurück. Der Einsatz am Hindukusch sei und bleibe gefährlich, aber alternativlos.

Ziel bleibe die Schaffung von mehr Sicherheit in der Region, sagte der CSU-Politiker. „Ein implodierendes, sich selbst überlassenes Afghanistan“ hätte Auswirkungen auf die benachbarte Atommacht Pakistan, auf den Iran und auf ganz Zentralasien, so Guttenberg. Zwar müsse es eine Abzugsperspektive geben, aber die Strategie könne nicht darin bestehen, dass man „Hals über Kopf das Land verlässt“. Neben der Linkspartei forderten zehntausende Teilnehmer an den Ostermärschen den sofortigen Abzug der Bundeswehr.

Der afghanische Präsident Hamid Karsai drohte offen mit Widerstand gegen die anstehende Großoffensive der Nato in der Taliban-Hochburg Kandahar. Demonstrativ distanzierte sich Karsai im Beisein des Nato-Oberkommandierenden in Afghanistan, Stanley McChrystal, von seinen ausländischen Verbündeten. Afghanistan werde nur zur Ruhe kommen, wenn die Bevölkerung zu der Überzeugung gelange, dass die Regierung unabhängig sei – „und nicht eine Marionette“. Karsai erklärte, er habe US-Präsident Barack Obama gesagt, dass sich die Probleme in seinem Land nicht durch Krieg lösen ließen. „Seit acht Jahren geht das nun schon so. Wir wollen Frieden und Sicherheit.“

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