Wege zum Pass
: Schwören hinter Panzerglas

CANBERRA ■ „Ja“, sagt Tuen, legt 200 Dollar auf den Tisch, und das wär’s dann. Ob er auf das australische Volk Treue schwöre und dessen Werte teile, hatte ihn die Beamtin hinter dem Panzerglas im Immigrationsdepartement in Sydney gefragt. Jetzt ist Tuen Australier.

Für den vor sieben Jahren eingewanderten Koch aus Laos erfüllt sich damit ein alter Wunsch. „Endlich bin ich frei.“ Die Einbürgerungszeremonie ist ein Ritual im Stadthaus, in dem ihm der Bürgermeister vor der Fahne das Einbürgerungszertifikat überreicht. Feierlich, mit Nationalhymne am Schluss. Für Menschen aus Kriegs- und Krisengebieten ist die Zeremonie mehr als ein peinliches Beispiel für den in den letzten Jahren wieder aufgelebten „Aussie“-Patriotismus, wie Kritiker gelegentlich nörgeln.

Freiheit – einer von vielen Gründen, weshalb jedes Jahr Zehntausende aus aller Welt nach Australien auswandern. 2003 waren es über 93.000. So hoch diese Zahl scheint: viele mehr haben es nicht geschafft. Denn einfach ist es nicht, eines der begehrten Daueraufenthaltsvisa zu erhalten. Strikte Kriterien gelten, der Auswahlprozess ist hart, erratisch und bürokratisch – und, nach Meinung einiger Kritiker – gelegentlich von Rassismus begleitet.

Doch wer die Aufenthaltsbewilligung hat, der soll – und zwar schon nach zwei Jahren – auch den letzten Schritt tun: Einbürgerung. Die Regierung gibt viel Geld aus, um die Nichtbürger zum australischen Pass zu bekehren. Man könne sein Pflichtgespräch sogar auf der Post haben, wenn’s denn einfacher ist. Die Vorteile der Staatsbürgerschaft für die Neubürger liegen auf der Hand. Für die Regierung ist sie ein Zeichen der Loyalität, die man seiner neuen Heimat und ihren Werten gegenüber haben müsse. URS WÄLTERLIN