Deutschland profitiert von Eurokrise

KASSENLAGE Höchste Einnahmen des Staates seit 13 Jahren

BERLIN taz/dpa/rtr | Deutschland geht es immer besser – auch wegen der Probleme in vielen Ländern der Eurozone. Insgesamt erzielte der deutsche Staat in den ersten sechs Monaten des Jahres 2013 den höchsten Überschuss in einem Halbjahr seit 13 Jahren. Bund, Länder, Gemeinden und Sozialversicherungen nahmen in diesem Zeitraum 8,5 Milliarden Euro mehr ein als sie ausgaben. Das teilte das Statistische Bundesamt am Freitag mit. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt, derzeit 1.335,8 Milliarden Euro, schlossen die Haushalte das Halbjahr damit mit einem Plus von 0,6 Prozent ab.

Weniger Zinsausgaben

Die Industriestaatenorganisation OECD warnte die Deutschen vor Selbstzufriedenheit. „Der Überschuss ist zum Teil dadurch zustande gekommen, dass die Ausgaben für den Schuldendienst merklich zurückgegangen sind“, sagte der Deutschlandexperte der OECD, Andreas Wörgötter. Er wies auf die Zinsausgaben hin. Sie sanken im ersten Halbjahr um 1,3 Milliarden auf 30,6 Milliarden Euro. Der Grund: Deutschland hat eine Topbonität, im Vergleich zu kriselnden Staaten der Eurozone gelten Bundesanleihen als sichere Anlage. Deshalb sind Investoren bereit, auf Rendite zu verzichten.

Ein weiterer Grund für die gute Kassenlage: die Konjunktur. Nach der Stagnation zu Jahresbeginn habe die Wirtschaft im Frühjahr wieder Fahrt aufgenommen, erklärten die Statistiker. Konsumlaune und hohe Einnahmen des Staates haben das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorquartal um 0,7 Prozent ansteigen lassen. „Das kräftige und breiter als bisher gestützte Wachstumsergebnis im Frühjahr macht Mut“, sagte Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der bundeseigenen KfW-Bankengruppe. Allerdings: In den kommenden Quartalen erwarten Ökonomen ein Abflauen des Wachstums.

Auch die historisch hohe Zahl der Beschäftigten ist ein Grund für die Überschüsse: Die Lohnsteuereinnahmen lagen um 5,6 Prozent über dem Vorjahresniveau. Von April bis Juni gab es 41,8 Millionen Erwerbstätige – 242.000 Personen mehr als ein Jahr zuvor. KSC