SACHSEN-ANHALT UND SEIN RUF

In Sachsen-Anhalt wird am Sonntag ein neuer Landtag gewählt. Gut möglich, dass die regierende CDU/FDP-Koalition in Magdeburg von Schwarz-Rot abgelöst wird. Sollte die Wahlbeteiligung ähnlich niedrig wie 2002 ausfallen, 56,6 Prozent, sagt dies auch etwas über die Identifikation der Bürger mit ihrem Land.

Das Bundesland im Osten kämpft mit seinem Verliererimage. Als Ursachen gelten landespolitische Verwerfungen und die hohe Arbeitslosenrate von 20,4 Prozent. Allein zwischen 1990 und 1994 wechselte viermal der Ministerpräsident, wahlweise wegen Korruptions- oder Stasivorwürfen. Zusätzlich verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage in dem früheren Schwerpunktgebiet der chemischen Industrie. Die Verschuldung der öffentlichen Haushalte beträgt inzwischen 21 Milliarden Euro im Jahr. Heute wandern vor allem die Jüngeren ab, meist in Richtung Westen. Von den zu Wendezeiten 2,9 Millionen Sachsen-Anhaltern haben bisher 400.000 das Land verlassen. Das Statistische Landesamt geht von weiteren 400.000 bis 2020 aus.

„Wir stehen früher auf“ ist der Titel einer gerade laufenden Imagekampagne des Landes. Um 6.39 Uhr, 9 Minuten früher als der Bundesdurchschnitt, kommt demnach der Sachsen-Anhalter aus den Federn. Ansonsten ist das Land – touristisch wie industriell – ein ruhiges Land, das immer ruhiger wird. Wer bleibt, muss kämpfen. SRU