„Jungs fegen nicht im Friseursalon“

Am 27. April ist wieder Girls‘ Day. Offiziell nimmt zwar nur jedes siebte Mädchen teil – dennoch ist Bremen damit Spitze

Bildungssenator Willi Lemke (SPD) hat so seine eigenen Vorstellungen vom „Mädchen–Zukunftstag“, von den Jugendlichen neudeutsch „Girls‘ Day“ genannt. Natürlich sei der wichtig und gut, sagt der Senator pflichtschuldig. Aber was für die Mädchen gilt, gilt nicht ebenso für die Jungs. „Die Jungs gehen nicht in einen Friseursalon, um dort zu fegen“, meint Lemke.

Bei den Mädchen hingegen „wollen wir durch den Girls‘ Day das Interesse für handwerkliche und naturwissenschaftliche Berufe wecken“, sagt Brigitte Melinkat von der Bremer Gleichstellungsstelle. Die Mädchen hätten zwar technische Fähigkeiten, würden aber wegen bestehender Geschlechterstereotype weiterhin eher „typisch weibliche“ Berufe wählen. Das ist umgekehrt bei den Jungs genauso. Aber mit ihnen wird am Girls‘ Day lediglich über Rollenerwartungen und Geschlechterstereotype diskutiert. Sie sollen sich nicht im traditionell eher weiblich besetzten Feld der Pflegeberufe, Sprach– und Geisteswissenschaften umsehen. Anders in Hamburg: Dort ist solch ein Angebot für Jungs bereits Programm.

Für die Bremer Mädchen stehen für den 27. April unter anderem Plätze in Unternehmen des Technologieparks und in den SenatorInnenbüros zur Verfügung. Im vergangenen Jahr war Bremen bundesweit an der Spitze, was die Resonanz bei den Schülerinnen betraf. 14 Prozent aller Mädchen hatten sich offiziell für den Girls‘ Day angemeldet. Inoffiziell sind die Zahlen aber noch deutlich höher, sagt Melinkat – und daher schwer zu vergleichen. Viele Mädchen würden sich direkt an die Betriebe wenden, ohne sich auf der Internetseite des Girls‘ Day zu registrieren. Trotzdem sei noch einiges zu tun, um das Interesse der Mädchen weiter zu steigern.

Wie viel ein solch einzelner Tag für die Mädchen bringt, ist indes unklar. Einige Unternehmen vermelden, das Girls‘ Day–Teilnehmerinnen sich auch später um Praktika bei ihnen bemüht hätten. Aber konkrete Zahlen gibt es nicht. Auch Senator Lemke hat keine genauen Vorstellungen. „Wir hoffen, dass es etwas bringt.“ mab