Wenn beim Football die Manneskraft versagt

In Düsseldorf hat die American-Football Saison begonnen. Rhein Fire gewinnt zwar nach sechs Niederlagen mal wieder ein Spiel gegen die Frankfurt Galaxy, eine Werbung für die Sportart war der überaus mäßige Auftakt aber nicht

Düsseldorf taz ■ Ein bisschen Blitz und Donner. Ein wenig Schnee aus der Tüte. Die American-Football-Saison hat in Düsseldorf wieder begonnen. Mehr als 20.000 Zuschauer sahen den Ejaculatio Praecox-Auftakt in der LTU-Arena zwischen den Erzrivalen Frankfurt Galaxy und Rhein Fire: Bereits der erste Trickspielzug von Fire-Headcoach Jim Tomsula brachte den umjubelten ersten Touchdown des Spiels – und gleich auch den letzten. Von Manneskraft war danach bei beiden Teams nicht mehr viel zu sehen. Die Manege gehörte fortan den handverlesenen Tanz-Mariechen, Cheerleader genannt, und den Fußballern unter den Footballern, die in den USA aber Kicker und Punter heißen.

Trotz der sichtbaren Flaute bei Show und Spiel will die seit 1991 von der amerikanischen Profi-Liga gesponserte Werbeveranstaltung NFL Europe (NFLE) expandieren. Ab der Saison 2007 sollen zwei weitere Teams, wahrscheinlich aus Süd- und Ostdeutschland dazukommen. Die Liga kann sich dann getrost in NFL Germany umbenennen. Nur die Amsterdam Admirals rechtfertigen noch den europäischen Ansatz. Alle anderen Mannschaften aus Spanien (Dragons), England (Monarchs) und Schottland (Claymores) haben seit Jahren mangels Zuschauern die Helme beiseite gelegt, wurden durch Neugründungen in Berlin (Thunder), Hamburg (Sea Devils) und Köln (Centurions) ersetzt. Den amerikanischen Football-Fans ist das eh egal, sie wollen nur nach dem amerikanischen Endspiel Superbowl die Spieler ihrer Heim-Mannschaft live im Fernsehen sehen, die sich wegen mangelnder Spielpraxis in Europa für die kommende Saison bewähren sollen. Wer von den sechs hier den World Bowl holt, ist denen ziemlich egal, insofern beschreibt der Begriff „Operettenliga“ die Saison ziemlich genau, was aber nicht heißt, dass nie guter American-Football zu sehen ist, denn die martialisch ausschauenden Burschen kämpfen auf dem gerasterten Rasen schließlich um ihre sportliche Zukunft in den Staaten. In der Landeshauptstadt haben sie sich nicht mit Ruhm bekleckert.

Das Spiel kickerte so vor sich hin, der für die Fire-Fans versöhnende Endstand von 10:6 – nach immerhin sechs Niederlagen gegen die Galaktischen in Folge – beschreibt die Offensiv-Misere beider Mannschaften eindrucksvoll. Viele Pässe der Quarterbacks kamen nicht an. Bryson Spinner (49ers) von der Galaxy lief irgendwann auch lieber selbst, als die Pille noch zu werfen und NFL-Cowboy Drew Henson sicherte den Sieg am Ende durch Hinknien bis die Zeit abgelaufen war. Hockey-Experte und NRW Innenminister Ingo Wolf (FDP) war da bereits zu Hause, er ging wissend in der Halbzeit. Düsseldorfs Oberbürgermeister Joachim Erwin (CDU) hielt als Hausherr natürlich durch, war aber auch nicht begeistert und träumte am Schluss noch vom ersten Trick-Spielzug der Feuertruppe. Aber wie das so ist beim vorzeitigen Samenerguss der Männer. Danach geht eben nichts mehr. PETER ORTMANN

Centurions @ Sea Devils (14:10)Thunder @ Admirals (33:29)