ORTSTERMIN: SPEED-COACHING AM EQUAL PAY DAY
: Drei Stufen in 15 Minuten

Anderthalb Stunden hat Christina Rother normalerweise Zeit. Heute müssen der Psychologin 15 Minuten reichen für ein Coaching rund um die Karriereplanung. Der Hintergrund: Drei Monate länger müssen Frauen arbeiten, um auf den Jahresverdienst männlicher Kollegen zu kommen. Bezogen auf 2009 wäre das bis zum gestrigen Freitag gewesen, dem Equal Pay Day.

Mir bereitet die Zukunftsplanung etwas Sorge. Aber darum soll sich ja jetzt Rother kümmern. Ich bin ein schwieriger Fall: Ich bin Studentin, mache was mit Medien. Wohin ich will nach dem Studium, fragt sie mich. Gute Frage. „Der erste Schritt“, sagt Rother, sei „einen Zielkorridor festzulegen“, sagt Rother. Alles andere solle ich „fallen lassen“, mir „Freiraum“ schaffen: „Erfolgreich sein heißt auch, ich habe die Zeit, mein Ziel zu erreichen.“ Das waren also die ersten fünf Minuten. Ziele setzen: Ein Rat, den ich schon oft gehört habe.

Dann offenbart mir mein Coach, dass ich auch künftig nicht um Praktika herum kommen werde. Ich müsse mir „alles anschauen“, sagt Rother. Stimmt, das mache ich ja. Dann könnten Kriterien helfen, den passenden Weg zu finden: Wo gefallen mir die Rahmenbedingungen? Was passt zu meinem Privatleben? Das waren die zweiten fünf Minuten: Prioritäten setzen. Kein schlechtes Thema für ein Coaching, denke ich mir – allerdings in der langen Variante.

Weil ja Equal Pay Day ist, interessiere ich mich natürlich dafür, wie ich an einen guten Verdienst komme. „In den höheren Gehaltsklassen“, sagt Rother, „ist das Einkommen meist erfolgsabhängig.“ Der Arbeitsvertrag sei Verhandlungssache, es komme an auf die „Durchsetzungsstärke“. Ich hätte meinen Arbeitgeber davon zu überzeugen, dass ich „das Geld wert bin“.

Und das waren auch schon die letzten fünf Minuten: den Marktwert erarbeiten. Jetzt fühle mich doch ein wenig wie ein neues Produkt im Supermarktregal. KRISTIN KIELON