Stillstand in Mainz

BAHN Laut Konzern bundesweit Personalengpässe in Stellwerken. Fast-Unfall in Mainz Anfang August

MAINZ afp/taz | Angesichts der Zugausfälle in Mainz hat die Deutsche Bahn (DB) Personalmangel auch in anderen Stellwerken eingeräumt. „Wir haben bundesweit eine angespannte Situation, das ist richtig“, sagte der Vorstandsvorsitzende der DB Netz, Frank Sennhenn, am Montag in einem Fernsehinterview. In Mainz trat wegen des Personalmangels im Stellwerk ein Notfahrplan mit weiteren Zugstreichungen in Kraft.

In Mainz fahren nun noch weniger Züge als in den Wochen zuvor: Der Notfahrplan sieht vor, dass Züge im Nahverkehr statt im Halbstunden- nur noch im Stundentakt fahren, der Fernverkehr beschränkt sich auf Züge Richtung Worms und Gegenrichtung.

Der Notfahrplan sei „zunächst anvisiert“ bis Ende August, sagte ein Bahn-Sprecher. Das hänge aber auch davon ab, ob und wann kranke Kollegen zurückkehrten. Im Mainzer Stellwerk sind von den üblicherweise 15 Mitarbeitern fünf krank und drei im Urlaub – daher das Chaos im Schienenverkehr, da diese Spezialisten nicht einfach durch andere Kollegen ersetzt werden können.

Die Bahn habe Gespräche mit den Mitarbeitern geführt, sagte der Bahn-Sprecher. Ziel sei es, dass die Beschäftigten ihren Urlaub abbrechen oder gar nicht erst antreten. Erzwingen könne das Unternehmen dies aber nicht.

Die angespannte Personalsituation in Mainz hat möglicherweise auch zu Sicherheitsproblemen geführt. Das geht aus einem Schreiben des Gesamtbetriebsrats der DB Netz AG an den Vorstand hervor, das den Zeitungen der WAZ-Gruppe vorliegt. Darin heißt es: „Auch wenn die Ermittlungen … noch nicht abgeschlossen sind und nach dem heutigen Stand davon auszugehen ist, dass die beteiligten Fahrdienstleiter keine Schuld trifft, bleibt festzustellen, dass wiederum nur zwei Fahrdienstleiter statt drei und ein Zugmelder zum Zeitpunkt des Fast-Unfalls auf diesem hoch belasteten Stellwerk Dienst taten.“ Die Betriebsräte warnen: Diese Situation sei „keine Ausnahme, sondern stellt den Regelfall dar, von denen es täglich bundesweit viele andere gibt“.

Am 1. August war eine S-Bahn bei der Einfahrt in den Mainzer Hauptbahnhof auf ein falsches Gleis geraten. Ein auf diesem Gleis entgegenkommender S-Bahn-Zug konnte erst im letzten Moment bremsen. ROT