DER DFB SOLLTE SICH LIEBER VOM WETTGESCHÄFT FERN HALTEN
: Wo gewettet wird, wird betrogen

Das Beben um den bestechlichen Schiedsrichter Robert Hoyzer ist gerade abgeklungen, da erschüttert die nächste Wettaffäre den deutschen Fußball. In der Zweiten Liga und der Regionalliga sollen Spiele manipuliert worden sein, diesmal anscheinend ohne Schiedsrichterbeteiligung. Erneut erweist sich damit die Zweit- und Drittklassigkeit als Schlupfloch für erstklassige Schiebereien. Nur eineinhalb Jahre nach vielen guten Vorsätzen hat die Realität den Fußball wieder eingeholt: Wo gewettet wird, wird auch betrogen. Wie damals fordert DFB-Präsident Theo Zwanziger eine schnelle Aufklärung und Ahndung – der manipulationsfreie Wettbewerb liege dem Verband am Herzen.

Trotzdem: Die Haltung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) ist scheinheilig. Das Geschäft mit Glücksspiel boomt im Sport. Wettanbieter werben im Fernsehen zwischen Fußballübertragungen und auf Amateurtrikots. Der staatliche Sportwettenanbieter Oddset ist einer von sechs nationalen Sponsoren für die Weltmeisterschaft. Oddset gehöre einfach dazu, frohlockte Franz Beckenbauer, der Chef des WM-Organisationskomitees, nach dem Vertragsabschluss. Mittlerweile scheint der Wettschein mehr zum Fußball zu gehören als die Dauerkarte fürs Stadion. Nur: Mit dem Tippspiel lässt sich schnelles Geld machen, und das auf allen Seiten. Die Anbieter fahren passable Gewinne ein, die Zocker können mit einem guten Näschen viel Geld machen. Dass das kriminelle Milieu traditionell gerne mit den Fingern in der Tombolatrommel rührt, ist kein Geheimnis.

Von der fetten Wetttorte will aber auch der DFB ein großes Stück abhaben. Im Falle einer Liberalisierung des Wettmarktes möchte der Verband mit einem eigenen Angebot an den Start gehen, wohlwissend, dass die Branche einen zweifelhaften Ruf hat. Das scheint den DFB allerdings wenig zu kümmern, obwohl er sich die sportliche Fairness so gerne auf die Fahnen schreibt.

Sicher, die Partner sind seriöse Unternehmen. Wenn Fußball jedoch wirklich als Vorbild für die Jugend dienen soll, wie es der DFB gerne postuliert, muss für den DFB das gelten, was Eltern ihren Kinder beibringen: Finger weg vom Glücksspiel. Schnelles Geld ist nicht alles. CHRISTIAN MEYER