EON SCHWIMMT IM GELD – MONOPOLGEWINNE ERFREUEN DIE AKTIONÄRE
: Die Kunden sollen alles bezahlen

Gestern legte mit Eon der größte Energiekonzern des Landes seine Jahresbilanz vor. Sie war so gülden wie die der anderen Konzerne aus der Strom- und Gasbranche. Da verschwinden alte Schulden, Firmen werden in aller Herren Länder aufgekauft, und trotzdem bleiben noch Milliarden für Dividenden an staatliche und private Aktionäre übrig. Branchenprimus Eon schafft dabei sogar das Kunststück, den Underdog zu geben: Nationale Regierungen errichteten „politische Widerstände“ gegen die weitere Entwicklung seines Unternehmens, klagte gestern der Eon-Vorstandschef über seine Probleme, den spanischen Stromkonzern Endesa zu übernehmen.

Zwar haben die Regierungen in Ländern wie Spanien oder Frankreich tatsächlich sehr fragwürdige Vorstellungen von offener Marktwirtschaft. Aber das sollte einen doch nicht von der eigentlichen Frage ablenken: Wem nützt das Ganze? Dem Verbraucher jedenfalls nicht – seien es nun Privatleute oder kleine und mittlere Unternehmen. Die werden von den marktbeherrschenden Energiekonzernen ausgenommen, hier in Deutschland wie auch in diversen anderen Ländern. Daran würde eine noch größere und internationaler aufgestellte Eon überhaupt nichts ändern.

In dieser Branche gehören ungerechtfertigte Monopolgewinne zum guten Ton. Da sind die Verkaufskosten für Strom fünfmal höher als die Erzeugungskosten, die Durchleitungsgebühren ein Sechsfaches der Investitionen in die Stromnetze – und trotzdem genehmigen die zuständigen Behörden in Bund und Ländern diese Geschäfte ungerührt. Beim Gas ist die Lage ähnlich.

Nun soll die neue Bundesnetzagentur den Energieversorgern auf die Finger klopfen. Deshalb betonen diese in den Bilanzen ihre hohen Investitionen und sehen wegen der zunehmenden Kontrolle keinen Spielraum mehr, die Preise weiter zu erhöhen. Das wäre auch noch schöner – die Preise müssen drastisch sinken, alles andere wäre eine Niederlage für den Verbraucherschutz und die Netzagentur. Schließlich können die Strom- und Gaskunden hierzulande nicht dafür zuständig sein, dem Konzernvorstand mit Hochpreisen seine Expansion zu finanzieren. REINER METZGER