Weltrettung mit dem Einkaufskorb

KLIMASCHUTZ Im Klimamarkt in Findorff gibt es nichts zu kaufen. Dafür wird die Kundschaft dort mit den fröhlichen Mitteln der Kleinkindpädagogik aufgeklärt, wie sie ihren CO2-Fußabdruck verbessern kann

„Wir beraten nicht mit erhobenem Zeigefinger“

Janina Schultze, Projektmanagerin

Wer derzeit durch die Hemmstraße schlendert, kann zwischen Obstständen und Cafés den Klimamarkt entdecken: Drinnen springen pinke Schilder ins Auge, Klimaschutzslogans zieren sie. Was das soll, bleibt zunächst unklar.

„Hier wird klimafreundlich eingekauft“, klärt eine Mitarbeiterin auf, die hinter einer gewöhnlichen Kasse zu sitzen scheint. Genau genommen kann man hier sogar überhaupt nicht einkaufen. Schließlich ist nicht nur die Inneneinrichtung aus Pappe, sondern auch das komplette Sortiment: Da gibt es zum Beispiel Papp-Zucchini oder Papp-Margarine, im Bereich „Haushalt“ stehen Papp-Waschmittel und Papp-Putzlappen bereit. Der Einkauf funktioniert folgendermaßen: Man läuft mit einem Korb, natürlich aus Pappe, herum, in etwa wie im Kindergarten-Kaufladen, nur in groß. Und: passend zur ausgesuchten Ware gibt’s Stempel mit Empfehlungen.

Sie raten beispielsweise dazu, auf Leitungswasser umzusteigen, weil das im Gegensatz zu Mineralwasser kaum CO2-Emissionen verursache. „Wir beraten aber nicht mit erhobenem Zeigefinger“, betont Janina Schultze, die Projektmanagerin. Letztlich müsse sowieso jeder so handeln, wie er es für sinnvoll halte. „Wir versuchen aber einfache Tipps zu geben, die jeder in seinem Alltag umsetzen kann“, erklärt sie. Fein.

Am Ende des Rundgangs führt der Weg zur Kasse: Die spuckt einen Beleg mit der Summe an CO2 aus, die dank der gesammelten Stempel eingespart werden könnte – wenn der Einkaufskorbbesitzer sie in die Tat umsetzt.

„Einige Leute reagieren schon etwas verwirrt und denken, sie müssten etwas bezahlen“, so Schultze. Der Großteil der Laufkundschaft in Findorff bewerte das Angebot positiv: „Wir beschäftigen uns mit alltäglichen Themen wie Ernährung oder Kleidung – das interessiert jeden“, behauptet Schultze. Um für mehr Aufmerksamkeit zu sorgen, käme es auch vor, dass die „Verkäuferinnen“ vor dem Laden stehen, um die Menschen direkt in ein Gespräch zu verwickeln.

Noch bis zum 9. 8. gastiert der Klimamarkt in Findorff. Dann zieht er weiter, um am 2. 9. in Vegesack wieder zu eröffnen.

Bis dahin werden noch interaktive Veranstaltungen angeboten: Wer will, kann zum Beispiel in die Verkehrssprechstunde des ADFC kommen oder lernen, klimafreundliche Brotaufstriche herzustellen. Finanziert wird das Projekt von der Klimaschutzagentur „energiekonsens“ und mit Fördergeldern der Bundesstiftung Umwelt.  WIEBKE BRENNER