nicht käuflich
: Die Dampfplaudertasche

Fangen wir mal mit Wikipedia an: »Vaporware ist Software oder Hardware, deren Erscheinungsdatum weit in der Zukunft liegt, oder deren angekündigte Erscheinung ausblieb. Vaporware wird oft unterstellt, nur als „das Produkt“ am Markt positioniert zu werden, um an Finanzierungsgelder heranzukommen. Meist existieren von diesen Produkten nur Entwürfe und es kommt vor, dass die daraus erwirtschafteten Gelder nicht in die zugedachten Projekte, sondern in die Entwicklerfirma selbst fließen.«

Wir wissen, dass Vapor Dampf heißt. Und wir stellen uns Bayer Leverkusen 04 als Firma vor, die es zu entwickeln gilt, deren Entwicklung jedenfalls nicht scheitern darf. Die Zeitung Die Welt vermutet bei Dampfmeister Reiner Calmund und seinem Geschäftspartner Volker Graul, dass das Geld, das seinerzeit den Kauf zweier langweiliger Spieler aus dem Balkangebiet garantieren sollte, vielleicht für ganz andere Projekte genutzt worden sei. Immerhin sei das Geld abgehoben worden, bevor sich der Bundesligist durch zwei Siege vor dem Abstieg gerettet habe, schreiben die Springer-Jungs.

Der Manager („Du hast morgen frei“) verspricht also seiner Geschäftsführung ein paar Spieler, die man eventuell kaufen könne, wenn man Interesse habe, geht dann zur Kasse, hebt 580.000 Euro ab, gibt die seinem Geschäftspartner und steckt dann den Kopf in den Sand. Darin soll – drei Jahre nach dem Vorfall – auch das ganze Geld versickert sein. Irgendwo in Kroatien oder Serbien, mutmaßt Bayer-Geschäftsführer Holzhäuser.

Zurück zur Vaporware: Morgen will Calmund mit seinem Anwalt vor der Presse „die Negativfront zurückdrängen“, wie der Anwalt sagt. Und weiter: „Wir haben stundenlang zusammen gesessen und festgestellt, dass an den Vorwürfen überhaupt nichts dran ist.“ Aha. Nach Stunden um Stunden gemeinsamer Überlegung kommen die beiden zu dem Schluss, dass heißer Dampf heißer Dampf sein soll.

Das stünde einem WM-Botschafter wie Calmund nicht gut zu Gesicht: Geschäfte zu machen hinter verschlossenen Türen, nur um seiner eigenen Truppe ein paar Vorteile im Verdrängungswettbewerb zu sichern. Da wäre man ja in der gleichen Liga wie ein Herr Blatter.

Ich habe einen Vorschlag, der das Gezerre um die Fußballer-Optionsscheine beenden könnte: Vielleicht könnte der Fußballverein Bayer Leverkusen die beiden Spieler nachträglich kaufen und aus der heißen Luft weiße Ware machen. Kann doch nicht so teuer sein, schließlich wechselten die Spieler nach der Saison für 3 Millionen Euro die Vereine – nicht einmal das sechsfache der Optionssumme.

Und Herr Calmund? Sollte dem NRWM-Botschafter bald die heiße Luft ausgehen, wäre das auch nicht gut für die Düsseldorfer Fortuna, bei der Calmund im Aufsichtsrat sitzt. Dort ist Calmund Vaporware pur: »Vaporware wird oft unterstellt, nur als ‚das Produkt‘ am Markt positioniert zu werden, um an Finanzierungsgelder heranzukommen.«ELMAR KOK