VOLKSWAGEN: DIE PIËCH-PISCHETSRIEDER-STORY GEHT WEITER
: Eitelkeit, Sparzwang, Lohnverzicht

Was immer sich Ferdinand Piëch bei seinem Affront gegen VW-Chef Bernd Pischetsrieder gedacht hat – dem Unternehmen und seinen Mitarbeitern hat er damit keinen Dienst erwiesen. Denn auf den Hinweis, dass die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat Pischetsrieder wegen seines radikalen Sparkurses aus dem Chefsessel kippen wollen, konnte dieser nur auf eine Art reagieren: Er musste an der geplanten Stellenstreichung festhalten, um nicht sein Gesicht zu verlieren. So geschehen auf der gestrigen Bilanzpressekonferenz des Unternehmens, auf der Pischetsrieder sogar noch eine Verschärfung des Sparprogramms ankündigte.

Möglich, dass dies das eigentliche Ziel des Aufsichtsratsvorsitzenden Piëch ist, der über Porsche indirekt mächtiger Mitbesitzer von Volkswagen ist. Und als solcher können ihm steigende Profite und Dividenden recht sein. Wahrscheinlicher ist aber, dass es hier um gekränkte Eitelkeiten und Machtdemonstrationen geht.

Dabei wäre gerade jetzt Pragmatismus notwendig. Einerseits, um VW-Markenvorstand Wolfgang Bernhard im Zaum zu halten, der seinem Image als Spar-Rambo alle Ehre machen will. Andererseits aber auch, um die in der Ära Piëch gemachten Fehler wieder zu reparieren. Der hatte sich nämlich als VW-Vorstandsvorsitzender mit einer wirtschaftlich fragwürdigen Viertagewoche und weit über dem Tarif liegenden Löhnen die Zustimmung der Arbeitnehmer zu seiner in Technik und Luxus verliebten Modellpolitik gesichert. Die Autos wurden zu teuer, der Absatz sank, die Marke VW rutschte in die Miesen.

Jetzt droht der Streit um die Sanierung zu einer fundamentalistischen Auseinandersetzung zu werden. Dass es auch anders geht, zeigt das Beispiel Ford. Dort haben sich Betriebsrat und Geschäftsführung überraschend schnell und leise geeinigt. Die Beschäftigten verzichten auf einen Teil ihrer Lohnerhöhungen, das Management auf betriebsbedingte Kündigungen. Das spart nicht nur einen dreistelligen Millionenbetrag – sondern auch schädliche Hahnenkämpfe in der Öffentlichkeit. STEPHAN KOSCH