deutsche industriepolitiker, oscar-jury in hollywood: alle konservativ
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Die Pariser Tageszeitung Le Monde schreibt über die deutsch-französische Debatte zur Industriepolitik: Seit Jahren ist Deutschland in der Rhetorik liberaler als in der Praxis. Berlin hat parteiübergreifend 2001 die als zu liberal angesehene erste Fassung der EU-Direktive zu Firmenübernahmen torpediert. 2003 hat die Schröder-Regierung die Übernahme von Ruhrgas durch Eon gebilligt, um einen nationalen Champion zu schaffen. Kanzleramtsminister de Maizières Erklärung kommt zu einem Augenblick, wo eben diese Eon versucht, die spanische Endesa zu erwerben. Und in den vergangenen Tagen wurden bereits Stimmen in der SPD laut, die eine aktivere Verteidigung der „nationalen Interessen“ nach dem Vorbild von Premierminister Dominique de Villepin fordern.

Zu den politischen Aspekten der Oscar-Verleihung schreibt die Zeitung El Periódico de Catalunya aus Barcelona: Der erwartete Linksruck in Hollywood blieb aus. Der Oscar für den besten Film ging mit „L.A. Crash“ an den Streifen, der von allen Bewerbern am wenigsten unbequem war. Dass der als Favorit gehandelte Western „Brokeback Mountain“ nur den Preis für die beste Regie erhielt, war ein Kompromiss, den die Verantwortlichen politisch für die korrekteste Lösung hielten. Unter dem Strich erwies Hollywood sich ein weiteres Mal als konservativ.