Wohnen statt Parken

Das Barmer Viertel in Köln bleibt besetzt. Nach einem Abriss der Mietshäuser soll das Grundstück ausgerechnet an die Firmen gehen, die bereits in die Wirren um den Messeneubau verwickelt sind

AUS KÖLN DIRK ECKERT

Das besetzte Barmer Viertel in Köln soll an umstrittene Unternehmen in der Domstadt verkauft werden: Die „Deutsche Immobilien Projektentwicklungs- und Baubetreuungs mbh“ sowie die Gesellschaften „Moderne Stadt“ und „Modernes Köln“ wollen hier investieren. Hinter den Gesellschaften stehen die Deutsche Bank AG, die Axa Versicherungs AG, die Grund und Boden GmbH, die Stadtwerke Köln GmbH – und die Sparkasse KölnBonn und das Bankhaus Sal.Oppenheim. Das geht aus internen Ratsunterlagen hervor, die der taz vorliegen. Das kommunale Geldhaus und die Privatbank waren auch beim Bau der Kölner Messehallen beteiligt, der bundesweit Schlagzeilen machte.

Unterdessen ließen die Besetzer des Barmer Viertels nicht locker: Seit dem Wochenende leben einige Dutzend Besetzer in den Häusern im rechtsrheinischen Viertel, um zu verhindern, dass die 381 Wohnungen abgerissen werden. Die Wohnungen sind zwar längst leer geräumt. Doch auf einem weißen Laken steht deutlich lesbar „Besetzt!“.

Die Stadt wollte hier zwischen Deutzer Bahnhof und Messe ursprünglich Bürohochhäuser bauen. Doch als die Unesco drohte, den Dom von der Liste des Weltkulturerbes zu streichen, zog die Stadt die Baupläne zurück. Nun wollen die neuen, freilich stadtbekannten Investoren für 16,4 Millionen Euro auf 29.000 Quadratmetern Büroflächen und 1.250 Parkplätze bauen. Allerdings: die Stadt hat das Barmer Viertel selbst für 65 Millionen Euro vom bisherigen Besitzer, der Wohnungsgenossenschaft Erbbauverein, erworben.

„Das wird eine riesige Verschwendung von Steuergeldern“, schimpft deshalb Reinhard Röder, einer der Besetzer. Rainer Kippe von der Sozialistischen Selbsthilfe Mülheim, die sich ebenfalls für den Erhalt des Viertels einsetzt, hat Staatsanwaltschaft und Regierungspräsidium eingeschaltet. Der Abriss sei nur genehmigt worden, um Hochhäuser zu bauen. „Das ist hinfällig“, sagt er. Die Genossenschaftswohnungen müssten wieder unter Denkmalschutz gestellt werden.

Die Besetzer suchen nun mit Unterschriftenlisten und Flugblättern Unterstützung in der Bevölkerung. Schon jetzt käme viel Zustimmung: „Sogar alte Mieter waren da, die sich das noch mal angeschaut haben – mit Tränen in den Augen“, erzählt einer.

Auch ein einzelner Polizist kam gestern im besetzten Haus vorbei. Solange keine Räumungsklage des Noch-Besitzers, der Genossenschaft Erbbauverein, vorliege, würde die Polizei wohl nichts unternehmen, berichtete er. „Wir haben ein gutes Verhältnis zur Polizei“, sagt Reinhard Röder. Als der Beamte weg ist, kommt im besetzten Haus richtig Verständnis für die Ordnungshüter auf, die ja auch nur ihren Job machen müssten. Privat würden die sich doch auch an den Kopf fassen, wenn sie sehen, was für schöne Wohnungen da abgerissen werden sollen, sind sich die Aktivisten sicher.