Bremen ist offensiver

VERMITTLUNG Im Jobcenter Bremen läuft seit dem 1. März die „Joboffensive“. Das klingt wie „Jobwunder“, bedeutet aber intensivere Betreuung – der Druck auf Arbeitslose wird also erhöht

Bremen schafft Jobs. Und zumindest für das Jobcenter selbst stimmt das auch: Seit dem 1. März wurden dort über 40 MitarbeiterInnen eingestellt. Befristet auf zwei Jahre sollen sie im Rahmen einer „Joboffensive“ helfen, „marktnahe“ Arbeitslose so schnell wie möglich wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Ein Modellprojekt, das man von Berlin abgeguckt hatte. Hört man jene, die vom Jobcenter als „Kunden“ bezeichnet werden, die Hartz-IV-Empfänger, so wird klar, dass sich vor allem der Druck erhöht, irgendeine Stelle anzunehmen.

Auch offiziell besteht das Projekt hauptsächlich aus intensiverer Betreuung, nicht daraus, mehr Jobs zu schaffen: Es gibt verkürzte Termin-Abstände bei den Jobvermittlern, möglichst alle zwei Wochen, bei denen die Arbeitssuche „analysiert“ werde. Joboffensive-„Kunden“ berichten von Drohungen: „Na, wenn sie jetzt nicht bald mal was finden, müssen wir wohl eine Maßnahme ansetzen.“ Solche Maßnahmen heißen dann „Bewerbungstrainings“ und seien vielmehr Disziplinierungs-Workshops auf denen man lerne, wie man Computer anschaltet oder dass man sich rasieren soll. Zwei, drei Wochen, manchmal länger, muss man dafür dann jeden Morgen antanzen. Wer einen der Termine verpasst, riskiert eine Sanktionierung – die Existenzsicherung wird gekürzt.

7.700 „marktnahe Kundinnen und Kunden“ gebe es gegenwärtig laut Angaben des Jobcenters Bremen, diese könnten „direkt vermittelt“ werden – außer einer Bremer Arbeitslosenquote von elf Prozent steht dem also nichts im Wege. Auch die MitarbeiterInnen des Jobcenters spüren den neuen Druck: 1.200 zusätzliche Integrationen in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung im Jahr ist die Maßgabe für die Joboffensive.

Die Arbeitnehmerkammer Bremen kritisiert, dass sich die „Joboffensive“ auf diejenigen Arbeitslosen mit guten Chancen beschränkt, Menschen mit mehr Unterstützungsbedarf aber drohten weiter ins Abseits zu geraten. Das Geld für die Joboffensive aber – rund 1,2 Millionen Euro – stammt aus dem „ohnehin schon drastisch gekürzten Budget“ für Fördermaßnahmen für Arbeitslose. Statt Joboffensive bräuchte es eine „Qualifizierungsoffensive“.

Wie Erwerbslosen-Initiativen fürchtet auch die Arbeitnehmerkammer, dass vor allem die Vermittlung in Leiharbeit, kurzfristige und niedrig entlohnte Beschäftigung zunehme.

Angaben dazu, in welche Art von Jobs vermittelt wird, ob die Zahl der Sanktionen gestiegen ist oder wie viele Jobs durch die Joboffensive geschaffen wurden, kann das Jobcenter auf Nachfrage nicht machen: Eine erste Evaluation erfolge mit der Jahresbilanz 2013, die Geschäftsführung sei aber „optimistisch“.  KIS