Neuer Pfusch an Finnlands AKW

STOCKHOLM taz ■ Finnland baut das erste neue AKW in der EU seit dem Reaktor-GAU von Tschernobyl – doch am Vorzeigeprojekt scheint weiter gepfuscht zu werden. Zunächst wurde bekannt, dass minderwertiger Beton verbaut wurde (vergleiche taz vom 20. Februar). Nun ist die finnische Strahlenschutzbehörde STUK weiteren Baumängeln auf der Spur. „Wir haben auch andere Komponenten entdeckt als den Beton“, bestätigt Marja-Leena Järvinen, stellvertretende Leiterin der STUK-Abteilung für die Überwachung von Atomkraftwerken. Einzelheiten wollte sie aber nicht nennen.

Laut Informationen der in Helsinki erscheinenden Tageszeitung Hufvudstadsbladet habe die Qualitätskontrolle versagt. Martin Landtman, Projektchef des AKW-Bauherrn Teollisuuden Voima (TVO), betrachtet die STUK-Untersuchung „natürlich als ernst“, obwohl er selbst „keine Mängel identifiziert“ habe. Teollisuuden Voima ist formal für die Baukontrolle verantwortlich, hat den AKW-Neubau aber „schlüsselfertig“ bei der deutsch-französischen Framatome-Siemens bestellt.

Derzeit sind etwa 1.000 Firmen aus 26 Ländern mit dem Neubau des Atomkraftwerkes im finnischen Olkiluoto beschäftigt. Der Grundstein für den neuen Reaktorblock war erst im September 2005 gelegt worden. Trotzdem hinkt der Baufortgang schon jetzt sechs Monate hinter dem ursprünglichen Zeitplan her. REINHARD WOLFF