Demonstranten inszenieren „Blutvergießen“ in Bangkok

THAILAND Regierungsgegner verspritzen ihr eigenes Blut, um Aufmerksamkeit der Medien zu erregen

BANGKOK taz | Es soll ein symbolisches Opfer für die Demokratie sein: Am Dienstagnachmittag haben mehrere tausend „Rothemden“ literweise Blut auf dem Gelände des Regierungssitzes ausgeschüttet. Damit sollten die Mitglieder der Regierung auch gezwungen werden, im wahrsten Sinne des Wortes „durch Blut zu schreiten“, wenn sie weiterhin an der Macht blieben, hieß es. Rot gekleidete Anhänger der sogenannten Vereinigten Front für Demokratie gegen die Diktatur (UDD) standen am Morgen stundenlang vor eigens eingerichteten Sanitätszelten an, um sich Blut abnehmen zu lassen. Gesundheitsexperten sorgten sich trotz Vorsichtsmaßnahmen um die hygienischen Zustände bei der Blutabnahme und kritisierten die Verschwendung: Mit dem Blut hätte anderswo Leben gerettet werden können.

Die Inszenierung sollte wohl vor allem eines bezwecken: Weiterhin Medienaufmerksamkeit zu erregen. Denn die Proteste der UDD, mehrheitlich Anhänger des 2006 vom Militär gestürzten damaligen Premiers Thaksin Shinawatra, drohen ins Leere zu laufen. Seit dem Wochenende dauern sie schon an. Doch noch immer haben die Rothemden nicht erreicht, dass Regierungschef Abhisit Vejjajiva das Parlament auflöst und Neuwahlen ausruft. Ursprünglich hatten UDD-Führer vollmundig eine Million Demonstranten angekündigt, doch es kamen maximal 200.000 – vor allem aus Thailands armem Norden und Nordosten.

Statt einer Million hätten auch 500.000 Menschen genügt, um den Forderungen Nachdruck zu verleihen, sagt der in Thailand lebende deutsche Politikwissenschaftler Michael Nelson zur taz: „Das wäre jedenfalls ein starkes Signal an die Regierung gewesen.“ Hinter dem nicht vom Volk gewählten Abhisit steht vor allem die konservative Elite. NIG