Dutzende Flüchtlinge im Meer vermisst

INDONESIEN Vor der Insel Java kentert ein Boot bei stürmischer See mit über 200 Menschen an Bord

CIDAUN/CANBERRA afp/taz | Vor der Küste Indonesiens ist ein Flüchtlingsboot mit möglicherweise mehr als 200 Menschen an Bord gesunken. Wie Polizei und Rettungskräfte am Mittwoch mitteilten, starben mindestens sieben Menschen, 156 Flüchtlinge konnten gerettet werden, womöglich Dutzende wurden aber noch vermisst.

Das Unglück ereignete sich bei stürmischer See vor der Südküste des westlichen Teils der Insel Java. Ein indonesischer Polizeisprecher gab an, er rechne damit, dass 204 Menschen an Bord des Boots waren, das am Dienstagabend zu sinken begonnen hatte. Ein Überlebender sprach von mindestens 250 Flüchtlingen an Bord.

Einsatzleiter Rochmali sagte, 157 Menschen seien gerettet worden, ein Kind sei später aber gestorben. Die Flüchtlinge würden später genauer befragt, sie hätten aber angegeben, aus dem Irak, dem Iran und aus Sri Lanka zu stammen. Unter den Toten waren nach Angaben der Polizei fünf Kinder, darunter ein anderthalbjähriges Kleinkind. Auch eine Schwangere und ein rund 30-jähriger Mann starben.

Nach Angaben von Überlebenden schwammen etwa 38 Menschen in der Dunkelheit stundenlang um ihr Leben, bis sie die Küste erreichten. Unter ihnen waren auch Frauen und Kinder. Die australische Zeitung Daily Telegraph zitierte einen Mann namens Soheil mit den Worten, er sei der einzige Überlebende einer Gruppe von 61 iranischen Flüchtlingen. Seinen Angaben zufolge verließ der srilankische Kapitän das sinkende Schiff in einem kleinen Boot. Die australische Küstenwache gab an, nicht in den Vorfall involviert zu sein.

Erneut war die zu Australien gehörende Weihnachtsinsel das Ziel der Schutzsuchenden. Sie liegt nur 500 Kilometer südlich der Küste Javas. Mindestens 1.000 Menschen sind in den vergangenen Jahren auf dieser gefährlichen Fahrt ums Leben gekommen. Im laufenden Jahr schafften es jedoch 15.000 Bootsflüchtlinge in australisches Territorium.

Seit vergangenem Freitag haben sie keine Chance mehr, auf den fünften Kontinent Asyl zu erhalten. Der neue Premierminister Kevin Rudd hatte bekannt gegeben, ab sofort alle Bootsflüchtlinge ins benachbarte Papua-Neuguinea schicken zu wollen. Sollten sie als Flüchtlinge anerkannt werden, dürfen sie sich nur in Papua-Neuguina niederlassen. UW