Sie verstehen? Hihi

FERNSEHEN Ab Mai gibt es einen neuen digitalen Sender, der ausschließlich für Frauen konzipiert ist

Die ProSiebenSat.1-Gruppe macht einen Frauensender: „Sixx – die erste Fernsehsenderin“. Am 7. Mai soll es losgehen.

Aber zuvor stellte Senderchefin Katja Hofem-Best, die einst den Männersender Dmax geführt hat, einem kleinen Journalistenkreis in Berlin das neue Sendeformat vor. Ursprünglich sei ja der Name „Fem.TV“ geplant gewesen, sagte Hofem-Best. Aber das hätte den Sender zusehr in die feministische Ecke drücken können. Und darüber sei man doch als Frau von heute längst hinweg.

Petra Fink, Leiterin der Unternehmenskommunikation, sekundierte: „Die Frau von heute hat das nicht mehr nötig.“

Um herauszufinden, was die Frau von heute nötig hat, wurden Marktstudien in Auftrag gegeben. Ergebnis: Feministin ist die ideale Sixx-Zuschauerin tatsächlich nicht. Katja Hofem-Best vergleicht sie mit Sienna Miller, die vor allem dafür berühmt ist, dass sie Sex mit Stars hat, die sie entweder betrügen oder sitzen lassen. Bei Hofem-Best klingt das so: „Natürlich, trendy, nicht perfekt und trifft manchmal eine etwas unglückliche Männerwahl.“

Die Sixx-Chefin gibt auch sonst gern eher einfache Antworten. Frage: Was ist der Unterschied zwischen Frauen- und Männerfernsehen: „Männerfernsehen ist einfach“ sagt Hofem-Best, „es muss dreckig sein, und am besten fliegt noch was in die Luft. Das reicht dann schon.“ Aha. „Frauen dagegen sind sehr anspruchsvoll in ihrem Fernsehverhalten.“

Deshalb gibt es bei Sixx keine Nachrichten, kein Sport, kaum sozialkritische oder kontroverse Inhalte, keine wirtschaftlichen Themen. Sixx verzichtet weitgehend auf Kulturinhalte – abgesehen von Robbie-Williams- oder Roger-Cicero-Konzerten.

Vielmehr setzt man auf die altbewährte Rezeptur der großen Schwester Pro7. Das Programm ist gefüllt mit US-Serien wie „Lipstickjungle“, „Desperate Housewifes“ oder „Grey’s Anatomy“. Dazwischen finden sich Kochsendungen, seichte Spielfilme für den deklarierten Kuschelabend, eine selbst produzierte Dokusoap oder die Oprah Winfrey Show wieder.

Und alles erst mal ohne Werbeunterbrechungen, vorerst, wie es heißt, dafür werden sogenannte Promostories gesendet. Das sind gekennzeichnete Platzierungen von Produkten im Programm, zum Beispiel: Schminktipps.

Diese Promostories dürfen bei Sixx länger ausfallen als bei Pro7, sagt Katja Hofem-Best, denn der Quotendruck sei nicht allzu stark. Erst nach zwei Jahren sollte sich der Sender auch für die Gruppe rechnen.

Zu guter Letzt erzählten die drei Frauen, welche Sixx vorgestellt hatten, noch eine Anekdote, die mehr über den Sender verrät als jedes Konzept: Man sei traurig, dass es Sixx nicht wie das norwegische Vorbild Fem geschafft habe, zum Sendestart die Übertragung eines Fußball-Länderspieles unter Dach und Fach zu bekommen. Grund: „Frauen haben ja erfahrungsgemäß so ihre Probleme mit der Handhabung des Sendersuchlaufs“, erzählen die drei Sixx-Frauen. „Weil Fem dieses wichtige Länderspiel übertragen hat, haben die Männer den Kanal in den heimischen Fernbedienungen einprogrammiert.“ Danach hätten auch die Frauen den Sender immer wieder gefunden. „Sie verstehen? Hihi.“

JULIA HERRNBÖCK