Katzeneltern zittern vor Vögeln

Tierärzte haben wegen der Vogelgrippe viele Fragen zu beantworten und warnen vor Panik: Wasservögel, bisher Virusüberträger, sind in Hamburg eine seltene Spezies

Bei Hamburgs Tierärzten laufen wegen der Vogelgrippe die Leitungen heiß. Und das nicht erst, seitdem am Dienstag eine am H5N1-Virus verendete Katze auf Rügen gefunden wurde. „Seit einer Woche rufen besorgte Tierhalter an“, bestätigte Rainer Weimann gestern. Viel mehr als beruhigen kann der Veterinär die Katzenfreunde nicht.

Auch Peter Fahrenkrog vom Verband Hamburger Tierärzte rät höchstens, die Tiere nur eingeschränkt streunen zu lassen. Eine Ansteckung der Vierpföter sei nur durch sehr hohe Virusmengen möglich, sagt Fahrenkrog.

Dass auch Katzen an der Vogelgrippe erkranken können, ist bereits seit 2004 bekannt. Damals hatte ein Forscherteam in Rotterdam Katzen mit dem Erreger infiziert. Die Tiere steckten sich über die Atemwege oder durch verseuchtes Futter an. Dass das Virus über Speichel, Kot oder Urin weitergegeben werde, was für Katzenbesitzer gefährlich sei, sei denkbar, heißt es in einer Erklärung der Forscher.

Wolfgang Poggendorf, Leiter des Tierheims an der Süderstraße, warnt jedoch vor Panik. Die Vogelrastplätze vor Rügen seien „schwarz vor Tieren“, die Anzahl an Wasservögeln in Hamburg vergleichsweise gering. „Die zahlreichen Tauben in Großstädten erweisen sich bislang als relativ resistent gegen den Erreger, über ein Ansteckung von Singvögeln ist nichts bekannt“, erklärt der Virologe Volker Moennig von der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Obwohl weltweit noch kein Fall einer Ansteckung eines Menschen durch eine Katze bekannt ist, empfiehlt er Tierhaltern in gefährdeten Gebieten, vorsichtshalber nicht intensiv mit Katzen zu schmusen. Die Gefahr der Übertragung durch Speichel- und Nasensekrete sei deutlich höher als durch Streicheln. Verbrauchtes Streu solle in einem gesonderten Müllbeutel entsorgt werden. Hunde seien weniger anfällig für das Virus, sollten aber daran gehindert werden, Aas zu fressen.

Auch in Hamburg gilt seit gestern: Wird an einem toten Tier das Virus nachgewiesen, gilt unter Androhung eines Bußgeldes in einem Umkreis von drei Kilometern Hauspflicht für Katzen und Leinenzwang für Hunde. Von der Hauspflicht seien im Eventualfall rund 30 Prozent der Hamburger 70.000 Katzen betroffen, schätzt Poggenkamp. Der Rest werde sowieso ganzjährig in der Wohnung gehalten. Probleme sieht er eher bei den rund 30.000 verwilderten Katzen im Stadtgebiet.

Besitzer von Hauskatzen, die an Freigang gewöhnt sind, können harte Zeiten bevorstehen, weiß Aniki Willner vom Verein „Katzenhilfe Hamburg“: Bei geschlossenen Türen mache ihre 10-jährige Layla, wohin sie wolle. Vermehrtes Spielen lenke da nur zeitweise ab. „Irgendwann“, so Willner, „hilft nur noch ein Lappen.“ MATHIAS BECKER

bericht SEITE 8