Kein Freund der Stadt

Poker um das Stromnetz Berlins

VON SEBASTIAN PUSCHNER

Vattenfall baut viele Stellen ab, das ist bekannt. Die für Berlins Stromnetz wichtigen Mitarbeiter sind davon kaum betroffen. Und doch: Der Sparkurs hat mit dem Stromnetz mehr zu tun, als dem Konzern lieb sein kann.

Denn die heftige Kritik der Gewerkschafter von Ver.di zeigt: Im bis 2014 laufenden Wettbewerb um Berlins Netz schleppt jeder Interessent sein Päckchen mit sich herum. Die Holländer von Alliander etwa kennen die Stadt kaum. Das Land Berlin selbst hat seinen Bewerber Berlin Energie erst sehr spät an den Start gebracht, und außerdem streitet die Koalition offen, ob sie diese Stromnetzübernahme überhaupt noch will.

Schnelle Umsetzung

Vattenfall schließlich kann sich im Wettbewerb kaum glaubhaft als großer Freund und Förderer der Stadt inszenieren, wenn es zeitgleich Sparvorgaben aus Stockholm umsetzen muss, die am härtesten deutsche Standorte wie Berlin treffen. Das gilt auch, wenn es diese Vorgaben erstaunlich schnell umsetzt – für nur noch 400 von 1.500 Mitarbeitern sucht der Konzern derzeit nach einer Lösung.

Keine Frage, es gibt weitaus schlimmere Arbeitgeber. Vattenfall hat betriebsbedingte Kündigungen bis 2017 ausgeschlossen und verfügt über ein hohes Lohnniveau, das Berlin mit einkalkulieren muss, wenn es sein Stromnetz übernehmen und künftig selbst die Gewinne einstreichen will.

Doch wenn es ans Sparen geht, müssen zuerst hiesige Standorte dran glauben. Das dürfte für Mitarbeiter die Vorstellung durchaus reizvoll machen, für die Zukunft bei ihrer Kommune angestellt zu sein. Die kann sich schlecht aus der eigenen Stadt zurückziehen.