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: GESA SCHÖLGENS über die schwierige Neutaufe von Werne (an der Lippe)

Manch ein Besucher – einmal sogar ein ganzer Karnevalsverein – machte sich in den vergangenen Jahren auf nach Werne. Doch statt im 32.000-Einwohner-Städtchen im Lipperland landeten einige von ihnen in Bochum-Werne. Auch Briefe gingen an die falsche Adresse: Nach Herne oder Derne. Mit dieser Verwechslung soll endlich Schluss sein – und aus Werne „Werne an der Lippe“ werden. Die Bahn nutzt den Namen schon lange. Und auf Postkarten trägt die Stadt ebenfalls den Zusatz „a.d.L.“. Doch der Antrag der CDU-Ratsfraktion, Werne ganz offiziell umzubenennen, scheiterte vergangene Woche im Stadtrat: Es fehlte die nötige Dreiviertelmehrheit.

Für Bürgermeister Rainer Tappe (SPD) und seine Partei ist eine Umbenennung zu kostspielig. „Wir haben finanziell andere Sorgen“, sagt Irmgard Elsagir, Geschäftsführerin der SPD-Ratsfraktion. Mindestens 62.000 Euro und eine Menge Bürokratie würde die Neutaufe kosten. „Das glauben wir nicht“, entgegnet CDU-Fraktionssprecher Jörg Weber. Die Stadt Haltern am See sei vor Jahren mit einer 4-stelligen Summe ausgekommen. „Die haben erstmal nur alte Schilder überklebt und neue Stempel angeschafft“, so Weber. Von dieser schrittweisen Umstellung hält die SPD jedoch nichts. „Außerdem ist der Name ‚Werne‘ einmalig“, sagt Elsagir. Es gebe in Deutschland keine andere Stadt, die so heißt.

In Internetforen diskutieren auch die Werner Bürger den Namenszusatz. „Ich persönlich bin froh, dass der Begriff ‚Werne‘ schön kurz und knapp ist“, meinte etwa Winfried Vorbeck. „Haben die Politiker nichts Besseres zu tun?“ fragen sich andere. Manche Werneraner sorgen sich: „Wie nennt man uns denn dann? ‚Werner an der Lippe‘? ‚Lipperaner‘? Oder gar ‚Lippizaner‘?“ Die Befürworter halten dagegen. „Werne a.d. Lippe wäre ein unverwechselbarer Name“, schreibt zum Beispiel Klaus Heedt.

Auch alternative Vorschläge tauchen auf: „Wie wäre es denn mit ‚Werne an der Horne‘?“ fragt ein Bürger. Die Horne ist ein kleiner Bach, der im Gegensatz zur Lippe tatsächlich durch die Stadt fließt. „Es stimmt, dass die Lippe nicht durch die Innenstadt fließt, aber sie fließt durch‘s Stadtgebiet“, beharrt Weber. Erst in den 70ern verlor Werne sein „a.d.L“ im Rahmen der kommunalen Gebietsreform – auf Antrag der CDU. Aber nur „weil man damals modern sein wollte“, sagt Weber.

Im Internet stimmten bisher fast 3.000 Bürger ab, 58,6 Prozent waren für eine Namensänderung, 39,8 Prozent dagegen. Die CDU, die sich auf ihrer Homepage als „Stadtverband Werne an der Lippe“ präsentiert, rechnet fest mit einem Bürgerbegehren. Die meisten seien schließlich für den gängigen Zusatz. Der Name stehe für Originalität. „Man kann die Stadt gleich geografisch einordnen, das ist wie bei ‚Weil am Rhein‘“, so Weber. Mal ganz abgesehen von den Vorteilen für den Fremdenverkehr.

Zudem lässt die FDP prüfen, inwieweit der Name eine Bedeutung für das Stadtmarketing hat. Die Stadtverwaltung hat darüber hinaus spezielle Konten eingerichtet, auf die alle Unterstützer einer Namensänderung Geld einzahlen können.