„Im Vergleich zu uns war die Stasi sanft“

NSA Der US-Geheimdienst ist davon besessen, alles zu wissen, sagt Thomas Drake im taz-Interview. Der Whistleblower war einst NSA-Spezialist für Deutschland

BERLIN/WASHINGTON taz/dpa | Die nationale Sicherheit ist in den USA mittlerweile Staatsreligion. Der Staat richte sich gegen seine eigenen Bürger, sagt Thomas Drake, ehemaliger Mitarbeiter des Geheimdienstes NSA, im Interview mit der taz. Die USA hätten einen gigantischen Apparat etabliert, in dem auf Knopfdruck alles zu haben sei, so Drake. Die Datensammelleidenschaft der NSA sei vergleichbar mit der Staatssicherheit der DDR.

Der heute 56-jährige Drake war bei dem Geheimdienst Experte für Ostdeutschland. Weil er ab 2005 als Whistleblower die Öffentlichkeit über Datenmissbrauch bei der NSA informiert hatte, wurde er wegen „Spionage“ angeklagt. Die meisten Vorwürfe wurden aber fallen gelassen. 2011 wurde er zu einem Jahr Bewährung verurteilt.

Laut Drake hat die NSA „langjährige geheime Abkommen mit dem Bundesnachrichtendienst“. Die deutsche Regierung habe ein „Schattenüberwachungssystem“. Von den Kontakten zwischen BND und NSA werde man „noch mehr hören“, prognostiziert Drake in der taz.

Unterdessen berichtet die Bild-Zeitung, ein geheimes Nato-Dokument deute darauf hin, dass die Bundeswehr in Afghanistan im September 2011 über die Existenz des von der NSA genutzten Spähprogramms Prism informiert worden sei. Aus dem Papier gehe auch hervor, dass es sich eindeutig um ein Programm zur Erfassung und Überwachung von Daten handele.

Die Bundesregierung wies den Bericht zurück. Regierungssprecher Steffen Seibert verwies am Mittwoch auf Erkenntnisse des Bundesnachrichtendienstes, wonach es sich bei einem in Afghanistan verwendeten Prism-System um ein anderes System handele. Es werde nicht von den USA, sondern von der Nato betrieben. Beide Programme seien „nicht identisch“, sagte Seibert.

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