KOMFORTABEL EINGESPERRT
: In der Filiale

Es blinkt aufgeregt in Rot. Ist der stille Alarm schon ausgelöst?

Es sollte ein kurzer Abstecher werden, um die Wartezeit bis zur Verabredung in einer Viertelstunde zu überbrücken. Also rein in den Möbelladen, der auch allerlei Kleinteiliges und Praktisches anbietet. Das Erdgeschoss ist schnell durchforstet, die Zeit aber noch nicht um. Im ersten Stock sind die Räume viel größer, als es von außen wirkt. Der Blick auf die Uhr ist deshalb angebracht, allein: Er nützt nichts. Denn zurück im Erdgeschoss ist es nicht nur geisterhaft still, sondern auch dunkel.

Was folgt, erinnert an eine dröge Filmszene: „Hallo!?“ – Nichts. „Ist hier jemand? – Stille.

In einem Winkel von Wand und Decke blinkt es aufgeregt in Rot. Ein Bewegungsmelder. Ist der stille Alarm schon ausgelöst? Jeden Moment wird der Wachschutz mit quietschenden Reifen vor dem Eingang halten, mindestens, vielleicht gar die Polizei.

Doch es passiert – nichts. Die Leute, die draußen an der verglasten Eingangstür vorbeilaufen, wirken nicht beeindruckt ob des Kunden in Gefangenschaft. An der Tür eine Notfallnummer. Am anderen Ende meldet sich – eine andere Filiale.

„Hallo, ich stehe hier in der Filiale Kantstraße und bin eingesperrt worden.“ Stille, schon wieder. Dann, recht kurz und trocken: „Ja, klar.“ Der Herr reagiert erst ungläubig, sagt dann aber zu, die zuständige Filialleiterin mobil erreichen zu wollen.

Nur keine Eile, es ist recht komfortabel: Eine Gartenbank lädt zum Verweilen ein. Sollte es nichts werden mit der Rettung, stünden für die Nacht auch Betten bereit: Boxspring, gehobenes Hotelniveau.

Eine Viertelstunde später tauchen zwei Frauen vor der Tür auf, unsicher, ob sie lachen oder besorgt sein sollen. Eine Entschuldigung für die Freiheitsberaubung bleibt aus. Dafür werden für den nächsten Besuch Prozente angeboten: „Sagen Sie dann einfach, Sie sind der, der eingesperrt wurde.“

TORSTEN LANDSBERG