Schweiz ist nicht mehr virusfrei

Funde am Bodensee erzwingen Sperrzonen im Nachbarland. Bei Genf ist das erste Tier in der Schweiz positiv getestet worden. Neue Fälle in Deutschlands Nordosten

BERLIN taz ■ Die Vogelgrippe-Fundortkarte wird täglich um neue Namen reicher: Am Wochenende wurden zwei neue Fälle am Bodensee gemeldet. Im Kreis Konstanz waren zwei tote Enten positiv auf den Influenzaerreger vom Typ H5N1/Asia getestet worden. Fundfälle aus dem deutschen Grenzgebiet bei Stein am Rhein erzwangen Sperrzonen auch in der Schweiz. „Es gibt jedoch keine Hinweise auf ein Massensterben von Wildvögeln“, suchte gestern Baden-Württembergs Agrarminister Peter Hauk (CDU) zu beruhigen.

Die Schweiz selbst meldet den ersten Verdachtsfall. Nach Angaben der Regierung in Bern gibt es einen positiven Test aus der Region Genf. Er müsse vom Referenzlabor jedoch noch bestätigt werden.

In Deutschland meldeten die Behörden Mecklenburg-Vorpommerns drei neue positive Testergebnisse. Damit gibt es jetzt allein in Mecklenburg-Vorpommern 117-mal den Nachweis des aggressiven H5N1-Virus.

Erstmals wurden aus Schleswig-Holstein Verdachtsfälle gemeldet. Zwei in Ostholstein verendete Wildenten werden nach einem Anfangsverdacht vom zuständigen Friedrich-Loeffler-Institut auf H5N1/Asia getestet. Das Ergebnis wird Mitte der Woche erwartet.

Auch aus Brandenburg werden erstmals Verdachtsfälle gemeldet. „Alle Voruntersuchungen sprechen dafür, dass es sich bei zwei toten Wildvögeln um H5N1/Asia handelt“, sagte Jens-Uwe Schade, Sprecher des Potsdamer Agrarministeriums. Mit einem endgültigen Ergebnis sei voraussichtlich erst morgen zu rechnen.

Bisher nicht betroffene Bundesländer versuchen sich mit Vorbeugemaßnahmen zu wappnen. Das nordrhein-westfälische Innenministerium bereitet Polizei und Feuerwehr auf Vogelgrippeeinsätze vor. Einsatzfahrzeuge sollten mit dicht anliegenden Mund-Nase-Schutzmasken, medizinischen Einmalhandschuhen sowie speziellen Desinfektionsmitteln ausgestattet werden, empfahl das Ministerium allen zuständigen Behörden. In Dresden wird sich morgen das sächsische Kabinett mit einem „Influenzapandemieplan“ befassen. Niedersachsens Agrarminister will sich heute mit seinen Kollegen aus Schleswig-Holstein und Mecklenburg treffen, um gemeinsame Schritte abzustimmen. Niedersachsen, wo bundesweit das meiste Geflügel gezüchtet wird, ist bislang noch nicht befallen. Allerdings glauben die Behörden, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, dass der erste Verdachtsfall auftaucht.

NICK REIMER