Urmenschen in Szene gesetzt

GESCHICHTE Die Präparatorin des Übersee-Museums baute für die ab Oktober geplante Afrika-Ausstellung einen Schaukasten zur Menschwerdung

Von Oktober an wird im Bremer Übersee-Museum eine Afrika-Ausstellung zu sehen sein. Diese wird sowohl die Geschichte des Kontinents nachzeichnen als auch die aktuelle wirtschaftliche und politische Lage afrikanischer Staaten thematisieren und individuelle Lebensgeschichten vorstellen.

Die Ausstellung ist in fünf Themenkomplexe unterteilt. Einer davon ist die „Hominisation“, also die Menschwerdung. Für diesen Bereich hat die Präparatorin Ruth Nüß ein „Diorama“, einen mit Modellfiguren und landschaften ausgestatteten Schaukasten erstellt. Das Diorama zeigt eine kleine Gruppe des als „Brückenstück zwischen Affe und Mensch“ betrachteten „Sahelanthropus tchadensis“. Diese „Vormenschenart“ lebte vor etwa sieben Millionen Jahren. Man nimmt an, dass der Sahelanthropus tchadensis in einem „Galeriewald“ und somit dem Flusslauf folgend gelebt habe. Daher wählte Nüß diese Umgebung auch für ihre Darstellung.

Nüß stellt eine „friedliche Szene“ dar. Es sei ihr wichtig gewesen, dass die Figuren „viel Spielraum für die eigene Fantasie lassen“. So weiß man beispielsweise nicht, ob die über dem Wasser auf einem Baumstamm sitzende Figur dort zum Trinken ist, oder ob sie ihr eigenes Spiegelbild betrachtet und sich vielleicht sogar darin erkennt. Genau dies, das eigene Erkennen, sei ja ein wichtiger Entwicklungsschritt in der Geschichte des Menschen. Ob dieser bei dem Sahelanthropus tchadensis bereits vollzogen war, darüber sind sich die ForscherInnen bislang nicht einig.

„Endlose Freiheit“ habe Nüß in der Gestaltung des Dioramas in Bezug auf die Pflanzenwelt gehabt, da man über die Pflanzen dieser Zeit wenig wisse. Nüß legte großen Wert auf die korrekte Darstellung des Sahelanthropus tchadensis und orientierte sich bei der Darstellung am aktuellen Forschungsstand. Ihr persönlich sei es wichtig gewesen, dass ihre Figuren nicht „wie Viecher“ aussähen, sondern dass sie so gemacht würden, dass man sich auch gut in sie hineinversetzen könne. Die Arbeiten an dem Kleindiorama dauerten von Januar bis Juni. Im Oktober wird es erstmals zu sehen sein.  MB