„Aber nicht so“

DISKUSSION Nach den Debatte um Flüchtlinge in Vegesack spricht die Grüne Jugend über Asylpolitik

■ 37, ist Politikwissenschaftlerin und Landesvorsitzende der Grünen.

taz: Frau Müller, bei der Beiratssitzung in Vegesack kam es zu rassistischen Äußerungen. Wie erklären Sie sich eine solche Reaktion der Bürger?

Henrike Müller: Zunächst denke ich, dass die AnwohnerInnen falsch informiert wurden. Sie haben Postsendungen erhalten, in denen die Sachlage falsch dargestellt wurde. Außerdem war die Unterkunftssuche sehr dringlich. Der Beirat hatte nicht die Möglichkeit, sich ausführlich mit dem Anliegen zu beschäftigen und früh genug das Gespräch mit den AnwohnerInnen zu suchen. Dadurch entstand ein Informationsdefizit und die BürgerInnen fühlten sich übergangen.

Wären die Reaktionen weniger heftig ausgefallen, wenn die grüne Sozialsenatorin den Beirat besser informiert hätte?

Wie gesagt, die Situation war dringlich. Das Sozialressort braucht jetzt Unterkünfte. Natürlich müsste man mehr mit den AnwohnerInnen kooperieren, um gemeinsam zu klären, warum die Aufnahme von Flüchtlingen hier nötig ist. Für eine sachliche Auseinandersetzung hätte man mehr Zeit gebraucht. Das rechtfertigt trotzdem nicht ein derartiges Ausmaß an rassistischen Bemerkungen. Damit haben wir nicht gerechnet. Unmut kann man ja äußern, aber nicht so.

Was könnte man konkret ändern, um die Aufnahme von Flüchtlingen in der Stadt zu verbessern?

Für mich ist besonders das dauerhafte Gespräch mit den Anwohnern wichtig. Das war in Vegesack noch nicht möglich. In der Eduard-Grunow-Straße zum Beispiel hat es einen runden Tisch gegeben, an dem wir ausführlich über den Aufnahmeprozess diskutieren konnten. Die BürgerInnen sollten nicht nur informiert werden, sondern auch aktiv an der Umsetzung beteiligt sein. Das hat gut funktioniert, da die AnwohnerInnen sich konstruktiv und im Sinne einer erfolgreichen Einrichtung der Unterkunft eingebracht haben. Anders kann es meiner Meinung nach nicht gelingen.

Was wünschen Sie sich vom Land Bremen?

Bremen gibt sich Mühe und sucht nach den bestmöglichen Lösungen. Problematisch ist natürlich der Zeitdruck, aber wir können eben nicht erst ein Jahr diskutieren, wenn wir jetzt Menschen einen Ort der Ruhe und des Schutzes anbieten müssen und wollen. Wünschen würde ich mir derzeit vor allem einen anderen sprachlichen Umgang mit dem Thema. Ständig ist von der Überforderung die Rede, riesige Flüchtlingsströme aufzunehmen. Diese Darstellung ist schlicht falsch und macht unnötig Angst.  Int.: Wiebke Brenner

19 Uhr, Plantage 13