Neue Schutzzonen

BERLIN taz/dpa/ap ■ Die Vogelgrippe hat jetzt drei Bundesländer erreicht. Bei einer Tafelente vom Bodensee und zwei Stockenten von der schleswig-holsteinischen Ostseeküste entdeckten Seuchenexperten das Virus H5N1. Ob es sich um den aggressiven asiatischen H5N1-Stamm handelt, der Wildvögel in Mecklenburg-Vorpommern getötet hat, wird vom Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit auf der Ostseeinsel Riems noch untersucht. Bundesagrarminister Horst Seehofer (CSU) rechnet mit einer weiteren Ausbreitung der Vogelgrippe in Deutschland. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) kündigte vermehrte Anstrengungen im Kampf gegen die Seuche an. „Wir werden alle Vorkehrungen weiter treffen, um ein Ausbreiten in den Haustierbestand zu verhindern“, sagte sie.

Der Kadaver der infizierten Tafelente vom Bodensee war bereits am 15. Februar in die örtliche Veterinäruntersuchungsanstalt gebracht worden. „Wir denken, dass das Virus schon länger da ist, die Krankheit aber erst jetzt ausbricht – vielleicht weil die Vögel geschwächt sind“, so der Leiter der Vogelwarte Radolfzell, Wolfgang Fiedler. Der Bodensee liege inmitten mehrerer durch den Vogelzug verbundener Ausbruchsgebiete.

Um den Fundort der Tafelente wurde eine 3 Kilometer breite Schutzzone eingerichtet. Der Transport von Geflügel und Geflügelprodukten in und aus diesem Bezirk ist damit verboten, alle Geflügelbestände werden untersucht. Bayern, Baden-Württemberg und das österreichische Bundesland Vorarlberg erklärten zudem einen 10 Kilometer breiten Streifen entlang dem Bodenseeufer zur Überwachungszone.

Auch Schleswig-Holstein richtete umgehend Schutz- und Überwachungszonen um die Fundorte der beiden infizierten Stockenten an der Ostseeküste ein, die bereits am 17. Februar entdeckt worden waren.

In Mecklenburg-Vorpommern bestätigte sich unterdessen der 111. Vogelgrippefall. Alle betroffenen Wildvögel waren nach Angaben des Loeffler-Instituts mit dem gefährlichen Virenstamm H5N1/Asia infiziert. Der Virussubtyp H5N1 habe verschiedene Virenstämme, die unterschiedlich stark krank machten, erläuterte das Institut. Schwach pathogene H5N1-Viren wurden in den vergangenen Jahren etwa bei Wildenten in Frankreich und Italien gefunden. Diese Form des Erregers ist für den Menschen meist ungefährlich. Vogelgrippeviren der Subtypen H5 und H7 können jedoch zu hochpathogenen Varianten mutieren.

Unterdessen beschlossen die EU-Gesundheitsminister am Freitag in Wien eine europaweite Informationskampagne zur Eindämmung der Vogelgrippe. Die österreichische Gesundheitsministerin und amtierende EU-Ratsvorsitzende Maria Rauch-Kallat sagte nach dem Sondertreffen, die EU verfüge inzwischen über ein Frühwarnsystem, das es ermögliche „binnen Minuten zu kommunizieren“. Der Fall in der Türkei habe bewiesen, dass „energisches Handeln die Ausbreitung verhindern kann“. Die Ministerin betonte, es sei noch kein einziger Vogelgrippeverdacht bei Menschen in Europa bestätigt.

Die Mehrheit der Bundesbürger sieht wegen der Ausbreitung der Seuche keinen Grund zur Panik. Nur 26 Prozent der Befragten gaben in einer Umfrage des Marktforschungsinstituts Innofact an, sich wegen der Tierseuche ernsthafte Sorgen zu machen. In der Vorwoche waren es noch 22 Prozent.